Interview

Christine Westermann: "Ich bin keine Literaturkritikerin"

6. Oktober 2009
von Börsenblatt
Heute um 22.30 Uhr hat die neue Literatursendung "west.art – Bücher mit Christine Westermann" im WDR Fernsehen Premiere. Mit boersenblatt.net sprach die "Zimmer frei"-Moderatorin über den Mann an ihrer Seite, ihr Lesepensum und schlechte Bücher.

Sie wollen in Ihrer Sendung "west.art - Bücher mit Christine Westermann" nur Bücher besprechen, die Ihnen gefallen. Warum?Westermann: Warum sollte ich kostbare Sendezeit damit vertun, zu sagen, was man nicht lesen soll?

Weil Literaturkritik nicht nur lobt. Außerdem können Verrisse sehr unterhaltsam sein.
Ich bin keine Literaturkritikerin, sondern eine Journalistin, die Bücher empfiehlt. Und was soll das Unterhaltende an Verrissen sein?

Erinnert an Elke Heidenreich. Sie waren für die Nachfolge zumindest im Gespräch. Hätten Sie den Job gemacht?
Das ist eine falsche Information. Mich hat jedenfalls niemand gefragt. Ich schätze sehr, was Elke Heidenreich in Sachen Bücher leistet. Sie hat viele Leute zum Lesen gebracht. Wenn mir das in ähnlicher Weise gelingen könnte, würde ich mich freuen.

Im WDR Radio sind Sie bereits mit Literatursendungen präsent. Wird es Überschneidungen geben?
Da ich nicht davon ausgehe, dass alle interessierten Radiohörer zugleich auch Fernsehzuschauer sind, kann es hier und da vorkommen, dass ich ein Buch auf beiden Kanälen empfehle.

Wie hoch ist Ihr Lesepensum?
Unterschiedlich. Sagen wir lieber so: Ich lese regelmäßig, gern und viel. Aber mein Tag beginnt nicht mit einem Buch, sondern mit der "Süddeutschen Zeitung".

Sind Sie mit der Shortlist für den Deutschen Buchpreis schon durch?
Warum sollte ich? Ist das ein Muss?

Haben Sie schon viele schlechte Bücher gelesen?
Ja, aber es gibt für mich keine schlechten Bücher, es gibt Bücher, die mir nicht gefallen.

Bei welchen Autoren kommen Sie denn nie bis zur letzten Seite?
Bei fast allen Büchern, die mich ansprechen, lese ich die ersten 50 bis 100 Seiten. Wenn es mich dann nicht packt, suche ich mir ein neues Buch. Warum soll ich mir die Autorennamen der nicht zu Ende gelesenen Bücher merken?

Sie sind selbst Bestsellerautorin. Waren Sie mit Ihren Kritikern zufrieden?
Natürlich tut einem eine positive Kritik gut. Es aber jedem recht zu machen, funktioniert nicht.

Ständiger Gast Ihrer Sendung ist Werner Köhler. Welche Rolle spielt der Mann an Ihrer Seite?
Er ist vom Fach: Buchhändler, Verleger, Autor und Mitbegründer der lit.Cologne. Interessant ist, von ihm zu erfahren, warum er das von mir empfohlene Buch gut findet. Das kann ganz andere Gründe haben als bei mir.

Sechs Bücher in 40 Minuten. Welche Elemente sind geplant?
Wir haben immer einen Gast - diesmal Jürgen Tarrach - der ein Buch vorstellt, das ihm gefällt - allerdings nicht eines, das er gerade geschrieben hat. Es gibt die Rubriken "klein & fein" und "ach übrigens". Besonders schöne Passagen lassen wir vorlesen. Meist ist das die Stimme von Gerd Köster, bekannter Hörbuchsprecher und Musiker. Und es gibt Einspieler, für die erste Sendung haben wir mit Wolf Haas in Wien über seinen neuen "Brenner"–Krimi gesprochen.

Wird die Sendung vor Publikum aufgezeichnet?Darauf haben wir verzichtet. Es ist gut, bei Veranstaltungen in Bibliotheken oder Buchhandlungen die unmittelbare Resonanz des Publikums zu spüren. Bei einer Buchsendung im Studio ist das eine andere Sache. Da kann es schnell künstlich wirken.

Kleines Quiz zum Schluss: Lieber ... lesen oder schreiben?
Lieber lesen, mitunter auch das Selbstgeschriebene.

... Götz Alsmann oder Werner Köhler?
"Zimmer frei" ist keine Buchsendung und die Buchsendung ist nicht "Zimmer frei". Für jede der beiden Sendungen ist der richtige Mann an meiner Seite.

... Radio oder TV?

Sie fragen jemanden, der beides seit 40 Jahren macht. Und wenn ich mich bis zum diesem Zeitpunkt nicht eindeutig für eines der beiden Medien entschieden habe, warum sollte ich es jetzt tun?