Börsenblatt-Café auf der Buchmesse

Social Media – die große Laberattacke?

15. Oktober 2009
von Börsenblatt
Social Media wird immer mehr und für Buchhändler und Verlage stellen sich die Fragen, mitmachen, selbermachen, was hab ich davon, wie nutze ich meine Zielgruppe? Im Börsenblatt-Café diskutierten Felix Holzapfel (Conceptbakery), Katharina Scholz (Random House), Ralf Müller (DroemerKnaur) und Dieter Rappold (Agentur Knallgrau).

Social Media - Das große Gelaber?

Rappold: Wir dürfen die Inhalte in Communitys nicht mit redaktionellen, journalistischen Inhalten vergleichen - es sind Gespräche. Aber für Unternehmen sind diese Gespräche besonders interessant, weil die Leute ihre Mediennutzungszeit in diesem Umfeld verbringen und Unternehmen ein großes Interesse daran haben müssen, in diesem Umfeld präsent zu sein.

Müller: Privat nutze ich Social Media nicht sonderlich, aber für ein Unternehmen ist es die Möglichkeit, seine Zielgruppe treffgenau zu erreichen.

Scholz: Dort findet Kommunikation statt. Viele Kontakte würden uns entgehen, wenn wir uns nicht mit Social Media beschäftigen würden. Man darf als Unternehmen nicht nerven und muss die inhaltliche Qualität im Blick behalten. 

Holzapfel: Der Mensch kommuniziert einfach gerne. Zum Teil ist es Gelaber. Anderseits kann ich mich als Marke hinstellen und sagen, ich will Teil dieses Gespräch werden. Unternehmen müssen umdenken. Ich kann den Leuten nicht mehr diktieren, über was sie diskutieren. Unternehmen geben nicht mehr den Ton an, sondern kommen eher in eine moderierende Rolle. Ich kann mich als Marke mit an den Tisch meiner Zielgruppe setzen und einfach mal zuhören.

Was ist für ein Unternehmen wichtig, wenn man eine bestimmte Zielgruppe erreichen will?

Rappold: Community kann nicht künstlich erzeugt werden. Community ist immer schon da. Unternehmen müssen lernen, ihre Community zu identifizieren. Wichtig ist, dass man sich als Unternehmen ein Bild darüber macht, auf welchen Wegen sich User ihre Wege ins Netz suchen. 

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Müller: Wir haben inhouse Social Media-Mitarbeiter aufgebaut, die Teil der zukünftigen Werbeabteilung sind. Mehr als die Hälfte unseres Medienbudgets geben wir mittlerweile für Social Media-Aktivitäten aus.

Rappold: Die Zeiten, einen Massenmarkt ansprechen zu wollen, sind vorbei. Heute müssen wir einen massenhaften Nischenmarkt ansprechen und die Budgetverteilung ist eine ganz andere. Hier findet ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel statt. Viele Unternehmen sind noch nicht darauf vorbereitet, dass es darauf ankommt, mit vielen Leuten und wenig Budget viele Botschaften zu versenden.

Holzapfel: Im Vordergrund muss die Überlegung stehen, mit Kunden Beziehungen aufzubauen und dann kommt erst das Verkaufen. 

Rappold: Monitoring spielt eine ganz große Rolle. Daten müssen intelligent interprätiert werden und diese Infos gilt es dann in kommunikative Tätigkeiten zu integrieren.

Moderation: Stefan Hauck, Sandra Schüssel (BÖRSENBLATT)