Meinung von Dieter Banzhaf

Sieben plus / minus zwei

30. Oktober 2009
von Börsenblatt
Die erregte Diskussion über die SZ Seite 3 "Thalia" sei verständlich, aber ergebnislos, meint der Münchner Verlagsberater Dieter Banzhaf. Denn so oder so würden in gesättigten Märkten  "7 plus/minus 2 Unternehmen / Wettbewerber" überleben. 

Hier der Meinungsbeitrag im Wortlaut: 

Schon vor mehr als 30 Jahren lehrte Professor Fredmund Malik am Management-Centrum St. Gallen das Gesetz der Marktsättigung. Es lautet: "In gesättigten Märkten überleben 7 plus/minus 2 Unternehmen/
Wettbewerber" - also zwischen fünf und neun - die Sättigung vollzieht sich erst regional, dann überreginal, dann weltweit.

Als das Automobil vor rund 100 Jahren erfunden wurde, gab es in den USA über 500 Automobilfabriken, heute kämpft dort noch ein waidwunder Lindwurm um sein Überleben. Weltweit wird der Automarkt dominiert von VW mit Audi und Porsche, BMW, Mercedes Benz, Toyota, und? In der Großindustrie sieht es ähnlich aus: Schiffsbau - Eisenbahn - Flugzeuge - Waffen - Chemie...mehr oder weniger bei 7 + - 2
Unternehmen, weltweit.

Als Heinrich Hugendubel am Morgen des  25. Oktober 1979, also fast auf den Tag genau vor 30 Jahren zusammen mit Ekkehard Lux per Knopfdruck die erste Rolltreppe einer deutschen Buchhandlung in Gang setzte, begann die Aera, über die derzeit so heiß diskutiert wird. Es gründete sich die "Buchwerbung der Neun" (sic: 7 + - 2) die heute mit den Namen Hugendubel, Weiland, Thalia, Mayersche, Weltbild den
deutschsprachigen Markt dominiert.

Hinzu kommen starke Regionalfürsten, die jedoch zum Teil schon ein Vorkaufsrecht an einen der "Großen" vergeben haben, gegen Vergünstigungen im Großeinkauf. Das ist der Spiegel des deutschsprachigen Buchmarktes - die Konzentration wird weitergehen.

Fazit: Ob man das Gesetz der Marktsättigung nun begrüßt oder akzeptiert oder nicht - es wirkt, auch auf der Verlagsseite. Im übrigen finde ich, dass sich die SZ mit der jetzt so heiß diskutierten Seite 3 keine Loorbeeren verdient hat - das war deutlich unter dem gewohnten Niveau der Seite 3.