Betriebsvergleich Sortimentsbuchhandel 2008

5. November 2009
von Börsenblatt
Die Kennzahlen im Buchhandel haben sich 2008 wieder etwas verschlechtert – das Betriebsergebnis rutscht dadurch tiefer in den roten Bereich.
In vielen Branchen hat die Wirtschaftskrise in der zweiten Jahreshälfte 2008 voll zugeschlagen. Nicht so im stationären Buchhandel. Dort herrschte weitgehend Business as usual, auch wenn sich einige Kennzahlen im Jahresbetriebsvergleich verschlechtert haben. Die Abwärtsbewegungen waren jedoch nicht stärker ausgeprägt als in anderen Jahren, in denen rückläufige Tendenzen zu beobachten waren. 194 Buchhandlungen verschiedener Größenordnungen haben sich diesmal am Jahresbetriebsvergleich beteiligt und ihre Geschäftszahlen des Jahres 2008 ausgewertet. Das Börsenblatt publiziert vorab exklusiv ausgewählte Werte. Die kompletten Ergebnisse werden im Juli 2010 in "Buch und Buchhandel in Zahlen" veröffentlicht.

 
Umsatzeinbußen überall

Konnten die stationären Buchhändler das Jahr 2007 noch mit einem Umsatzplus von 0,9 Prozent abschließen, mussten sie 2008 über alle Größenklassen hinweg Abstriche in Höhe von 1,1 Prozent in Kauf nehmen (siehe Tabelle). Von den Umsatzeinbußen betroffen waren alle Größenklassen – nur die Buchhandlungen mit 21 und mehr Beschäftigten konnten ein leichtes Plus von 0,3 Prozent erwirtschaften. Den größten Rückgang verzeichneten die kleinen Betriebe mit bis zu drei Mitarbeitern. Bei ihnen blieben 1,8 Prozent der Einnahmen auf der Strecke. 1,7 Prozent weniger hatten Unternehmen mit elf bis 20 Mitarbeitern in den Kassen.

Belletristik der Gewinnner

Als Hauptumsatzbringer erwies sich einmal mehr die Belletristik, die mit 22 Prozent gut ein Fünftel zum Umsatz beitrug (2007: 21 Prozent). Zehn Prozent davon stammen aus dem Verkauf von Hardcovern, zwölf Prozent steuerten die Taschenbücher bei. Mit 14 Prozent haben die kleinsten Buchhandlungen den höchsten Taschenbuch-Anteil, der niedrigste Wert in Höhe von acht Prozent ist bei den Großbuchhandlungen zu finden.

Hinter der Belletristik liegen drei Kandidaten gleichauf: Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Ratgeber sowie das Segment Schule und Lernen tragen jeweils zwölf Prozent zum Umsatz bei. Dabei werden Kinder- und Jugendbücher überdurchschnittlich stark in den Kleinstbuchhandlungen verkauft (14 Prozent). Am anderen Ende der Skala, bei den Großbetrieben, kommen diese Titel gerade einmal auf die Hälfte dieses Wertes. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Segment Schule und Lernen. Während die Kleinen mit dieser aufwendigen Warengruppe 13 Prozent ihrer Einnahmen erwirtschaften, sind es bei den Großen nur neun Prozent. Bei Sachbüchern und Ratgebern sieht es nicht anders aus: Kleine Buchhandlungen erzielen damit 13 Prozent
ihres Umsatzes, große lediglich zehn Prozent.

Umsatz pro Mitarbeiter verringert sich

Der Umsatz pro Mitarbeiter hat sich ebenfalls reduziert, analog zum Abwärtstrend bei den Gesamteinnahmen. 2008 hat jeder Mitarbeiter im Schnitt 149 467 Euro erwirtschaftet. Ein Jahr zuvor waren es noch 149 919 Euro. Dabei klafft eine immense Lücke zwischen kleinen und großen Buchhandlungen. Den mit deutlichem Abstand höchsten Pro-Kopf-Umsatz verbuchen mit 158 365 Euro die Großflächen. Der niedrigste Wert ist bei den Elf-bis- 20-Mann-Betrieben zu finden (141 801 Euro). Im Mittelfeld liegen die Unternehmen mit vier bis fünf Beschäftigten. Hier bringt es jeder Mitarbeiter auf 150 922 Euro.

Der Barumsatz je Quadratmeter Verkaufsraum hat deutlich gelitten und ist durchschnittlich um 243 Euro auf 3 140 Euro gesunken. Die höchste Flächenproduktivität erreichten einmal mehr die Buchhandlungen mit elf bis 20 Mitarbeitern. 4 024 Euro wurden hier pro Quadratmeter erlöst – ein gutes Stück mehr als im Jahr zuvor. Damals brachten sie es auf 3 674 Euro. Die Kleinstbetriebe schneiden auch bei dieser Kennzahl am schlechtesten ab: Sie schafften lediglich 2 667 Euro pro Quadratmeter.

Barumsatz niedriger als 2007

Der Barumsatz je Barverkauf war ebenfalls nicht mehr so hoch wie im Jahr 2007. Im Schnitt ließen die Kunden 15,35 Euro statt 15,77 Euro im Laden zurück. Während 2007 noch die Kunden in den Kleinstbuchhandlungen am großzügigsten waren und 17,04 Euro ausgaben, konnten sich dieses Mal die Großflächen über die ausgabefreudigsten Konsumenten freuen. 17,69 Euro gingen dort pro Einkauf über die Ladentheke.

Ein Blick auf die Bestellwege zeigt, dass die Dienstleistungen der Barsortimente immer intensiver genutzt werden. 37 Prozent der Bestellungen im Buchhandel werden auf diesem Weg bezogen – ein Prozentpunkt mehr als 2007. Folglich werden 63 Prozent der Orders über die Verlage abgewickelt. Bei den Bezugswegen ist die Kluft zwischen kleinen und großen Buchhandlungen erfahrungsgemäß besonders deutlich erkennbar: Mit zunehmender Unternehmensgröße reduzieren sich die Barsortimentsbestellungen. Kleinstbuchhandlungen decken 44 Prozent ihres Bedarfs über den Zwischenbuchhandel, bei den großen Sortimenten sind es 26 Prozent. Gleichzeitig haben die Großbuchhandlungen mit 74 Prozent einen deutlich höheren Direktbezug als die Buchhandlungen mit bis zu drei Mitarbeitern, die nur zu 56 Prozent bei den Verlagen ordern. 

Durch ihre Marktmacht bekommen die großen Unternehmen Konditionen, die von kleinen Buchhandlungen kaum erreicht werden können – das spiegelt sich auch in diesen Kennzahlen wider. Allerdings ist auch der Direktbezug der großen Buchhändler rückläufig: Im Vorjahr lag die Quote noch bei 80 Prozent. Offensichtlich sind die Barsortimente bei ihren Bemühungen um die Großkunden durchaus erfolgreich. Der Lagerumschlag, eine Kennzahl, die sich in der Buchbranche im Vergleich zu anderen Branchen auf niedrigem Niveau bewegt, hat sich 2008 wieder auf den Wert von 2006 eingependelt. Durchschnittlich 5,1-mal schlagen sich die Bücher um. Erstaunlicherweise konnten die Buchhandlungen mit bis zu drei Mitarbeitern den höchsten Lagerumschlag erzielen. Mit 5,3 erreichten sie – erstmals seit vielen Jahren – einen höheren Wert als die Großbuchhandlungen mit 4,8. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass viele Buchhändler ihre Einkaufs- und Sortimentspolitik überdacht und selektiver bestellt haben.

Keine Kostensenkung

Nachdem es die Buchhändler im Jahr 2007 geschafft hatten, ihre Kosten zu senken, gelang ihnen das 2008 nicht. Im Gegenteil: Der Gesamtkostenanteil am Umsatz kletterte von 31,7 Prozent auf 32,1 Prozent. Die höchsten Kosten fallen bei Buchhandlungen mit sechs bis zehn und bei denen mit elf bis 20 Mitarbeitern an. 32,5 Prozent beziehungsweise 32,4 Prozent vom Umsatz schlagen dort zu Buche. Die geringste Kostenquote ist mit 31,6 Prozent bei den Großbuchhandlungen zu konstatieren. Im Jahr zuvor fielen die niedrigsten Kosten noch bei den Kleinstbuchhandlungen an.

Den höchsten Anteil an den Kosten haben die Personalkosten inklusive Unternehmerlohn. Sie summieren sich auf 19,1 Prozent – und liegen damit auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2007. Die geringste Kostenlast müssen Buchhandlungen mit bis zu drei Beschäftigten tragen. Sie wenden nur 18,2 Prozent (2007: 17,3 Prozent) des Umsatzes dafür auf. Bei den Sortimenten mit elf bis 20 Angestellten sind es 20,1 Prozent. Die geringeren Personalkosten der kleinen Unternehmen lassen erkennen, dass sich die Inhaber häufig selbst nur eine geringe Vergütung zahlen. Zweitgrößter Kostenblock sind die Mieten. 4,3 Prozent des Umsatzes müssen dafür im Schnitt aufgewendet werden; 0,2 Prozentpunkte mehr als 2007. Auch in diesem Jahr müssen die Großbuchhändler für ihre Top-Lagen am tiefsten in die Tasche greifen. Fünf Prozent vom Umsatz lassen sie sich ihre Standorte kosten. Am günstigsten fahren die Elf-bis-20-Personen-Betriebe mit einem Mietwert von 3,9 Prozent, gefolgt von den Sortimenten mit bis zu drei Mitarbeitern (4,1 Prozent).

Geschäftsbeziehungen sind wichtig

Die Betriebshandelsspanne der Buchhändler ist weiter zurückgegangen und bewegt sich nun im Durchschnitt bei 31,3 Prozent des Umsatzes. Zwei Größenklassen haben bei den Handelsspannen die Nase vorn: Unternehmen mit sechs bis zehn Beschäftigten sowie die Großbuchhandlungen konnten Handelsspannen von 32,6 Prozent erreichen. Offensichtlich waren hier nicht nur schiere Größe und Marktmacht ausschlaggebend, sondern auch gute Geschäftsbeziehungen. Mit fast drei Prozentpunkten weniger (29,6 Prozent) müssen sich die kleinen Buchhandlungen zufriedengeben.

Gestiegene Kosten, eine gesunkene Handelsspanne: Beide für das Betriebsergebnis maßgeblichen Kennzahlen haben sich 2008 in die falsche Richtung entwickelt. Die Konsequenz: Das durchschnittliche Betriebsergebnis ist auf einen Wert von minus 0,5 Prozent des Umsatzes gefallen (2007: minus 0,2 Prozent). Dabei haben es nur zwei Größenklassen geschafft, sich über der Nulllinie zu halten. Spitzenreiter sind die Unternehmen mit elf bis 20 Mitarbeitern, die ein Betriebsergebnis von 0,6 Prozent vorlegen konnten. 0,1 Prozent können die Sechs-bis- zehn-Mann-Unternehmen für sich verbuchen. Am schlechtesten schneiden die Buchhandlungen mit vier bis fünf Mitarbeitern ab. Ihr Betriebsergebnis: minus 1,1 Prozent.

Die Zahlen zeigen: Die Situation im Buchhandel hat sich 2008 wieder etwas verschlechtert. Umso notwendiger ist es, dass die Buchhändler daran arbeiten, ihre Kosten in den Griff zu bekommen – und ihre Handelsspanne zu optimieren.

Jahresbetriebsvergleich
Auftraggeber: Börsenverein
Partner: Institut für Handelsforschung
Teilnehmer: 194 Buchhandlungen der
unterschiedlichsten Größenklassen
Weitere Informationen: Alexander
Kleine, Sortimenter-Ausschuss des
Börsenvereins, Telefon: 069 / 1306-306,
E-Mail: kleine@boev.de