DBH / Wohlthat

"Wir kämpfen um jede Filiale"

9. Februar 2010
von Börsenblatt
Die Lage bei der Wohlthat´schen spitzt sich weiter zu. Zwar haben die Gesellschafter von der DBH jetzt angekündigt, ab April bundesweit zwei Prozent mehr Lohn zu zahlen, doch die Berliner Mitarbeiter legen sich quer: Sie halten an ihrem Ziel fest – und fordern ein Ja zum Manteltarifvertrag.
"Es geht uns ja nicht nur um mehr Geld, sondern auch um bessere Arbeitsbedingungen“, erklärt Betriebsratsmitglied Mark Schneider – doch davon sei bislang gar keine Rede gewesen. Einstimmig hätten die Mitarbeiter in Berlin und Brandenburg (nur hier gibt es einen Betriebsrat) deshalb beschlossen, das Angebot nicht zu akzeptieren. Schneider: „Wir wollen, dass die Geschäftsleitung zurück an den Verhandlungstisch kommt und uns noch einmal genau vorrechnet, warum es sich die DBH nicht leisten kann, den von uns geforderten Manteltarifvertrag zu unterzeichnen.“

Die Fronten sind verhärtet. Nachdem, wie berichtet, zwei Verhandlungsrunden zum Manteltarifvertrag ohne Ergebnis blieben, sollte Ende Januar ursprünglich eine dritte Runde stattfinden – aber dazu kam es nicht. Die DBH-Führung habe den Termin kurzfristig platzen lassen und dann das Zwei-Prozent-Angebot überreicht, behauptet Schneider, „das ist nicht in unserem Sinn“. Statt jetzt die Löhne um zwei Prozent anzuheben, sollte das Geld aus seiner Sicht besser in neue Arbeitsplätze, sprich mehr Personal, investiert werden. Wie es nun weitergeht? „Ich weiß es nicht“, gibt Schneider zu.

Auch beim Gesellschafter Weltbild in Augsburg wächst offenbar die Ratlosigkeit. Weltbild ist innerhalb der DBH für die Discount-Tochter Wohlthat zuständig – Pressesprecherin Eva Großkinsky erklärt boersenblatt.net zum Stand der Dinge: „Aus Sicht der Mitarbeiter können wir den Wunsch nach höheren Gehältern verstehen. Viele Gehälter sind niedrig, aber die Geschäfts- und Ertragslage lässt massive Lohnerhöhungen einfach nicht zu. Die Wohthat'sche Buchhandlung wird die Löhne und Gehälter zum 1. April 2010 um 2 Prozent erhöhen, dies haben wir den Mitarbeitern angekündigt.“

Einmal mehr betont die Wohlthat-Sprecherin zudem, dass nur „die finanzielle Unterstützung der Gesellschafter in Millionenhöhe einen Fortbestand des Unternehmens bislang sichergestellt“ habe. „Wir kämpfen um das Überleben jeder einzelnen Filiale“, so Großkinsky. Die Wohlthat'sche Buchhandlung werde daher die Einzelhandelstarifverträge nicht anerkennen, "weil dies für das Unternehmen finanziell untragbar wäre."

Unterdessen gehen die Streiks weiter. Der bisher letzte fand nach Angaben von Verdi-Berlin in der vergangenen Woche statt.