Interview

"Die Weichen werden jetzt gestellt"

4. März 2010
von Börsenblatt
In Abu Dhabi läuft noch bis Sonntag die Abu Dhabi International Book Fair. Über 800 Aussteller verkaufen hier ihre Bücher, darunter auch der Kunstbuchverlag Prestel. Sieben Fragen an Prestel-Verleger Jürgen Krieger.
Der Prestel Verlag ist der einzige deutsche Verlag mit eigenem Stand auf der Internationalen Buchmesse in Abu Dhabi. Was zieht Sie hierher?
Auf Saadayat Island vor Abu Dhabi entsteht derzeit eine gigantische Museenlandschaft, darunter der Louvre-Abu Dhabi von dem Architekten Jean Nouvel und das Guggenheim-Museum von Frank Gehry. Da will Prestel mit seinem Know how in Sachen Kunstbüchern dabei sein.

Und dabei hilft Ihnen die Messepräsenz 2010?

Selbstverständlich. Noch ist Saadayat Island sozusagen eine gelbe Wiese, doch schon 2013 sollen die ersten Museen eröffnet werden; Abu Dhabi rechnet mit zwei Millionen Besuchern pro Jahr. Alle Weichen werden jetzt gestellt.

Und Prestel verantwortet dann die Ausstellungskataloge, die Museumsshops, die Kunstführer ... Big Business also. Sind noch keine Mitbewerber auf den Plan getreten?
Zum Glück kümmern sich noch nicht viele Verlage um dieses Geschäft. Prestel hat außerdem den großen Vorteil, über ein eigenes, internationales Vertriebssystem zu verfügen.

Für alles was mit Bildung, Kunst und Kultur zu tun hat, ist in Abu Dhabi ADACH zuständig. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Krieger: Sehr gut. Zum Beispiel hat ADACH jetzt zur Buchmesse unsere erfolgreichen Kunstmalbücher für Kinder auf Arabisch herausgebracht. An vielen weiteren Titeln, insbesondere für Kinder, besteht großes Interesse.

Das sind klassische Lizenzverkäufe. Sind auch schon Projekte speziell für Abu Dhabi / die Emirate im Gespräch?
Krieger: Abu Dhabi, aber auch die anderen Emirate, wachsen rasant – und auch das Interesse an dieser Region wächst. In Abu Dhabi etwa bauen mit Zaha Hadid und Norman Foster zwei der berühmtesten Architekten, ebenso bekommen hier interessante Newcomer ihre Chance. Was fehlt sind Architekturführer, die den Besuchern die Bauwerke vorstellen. Ebenso fehlt bisher ein Band über die Weiße Moschee, die Sheikh Zayed Moschee in Abu Dhabi, immerhin die drittgrößte der Welt, oder über die geplante Ökostadt Masdar City. Sie sehen, es gibt hier richtig viel zu tun für einen Kunstverlag.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit ADACH und mit dem Vorsitzenden von ADACH, Sheik Sultan bin Thanoon Al Nahyan?
Eigentlich wie überall in der Welt. Man zeigt Kontinuität, baut ein Vertrauensverhältnis auf.

Die Buchmesse in Abu Dhabi ist für die Emirate zuallererst eine große Verkaufsveranstaltung. Was geht bei Prestel?
To do-Bücher zum Thema Architektur und Fotografie, alle Titel für Kinder, die jungen Damen greifen gern bei unseren Mode-Büchern zu. Ganz ehrlich: Ich glaube, wir werden zum Ende der Messe ausverkauft sein. Hier gibt es noch kein wirkliches Vertriebssystem für Bücher, die Messe ist eine der wenigen Möglichkeiten, in großer Auswahl Bücher einzukaufen. Dazu kommt, dass die ADACH zur Buchmesse ein Millionenprogramm für Büchergutscheine aufgelegt hat.