Börsenverein

Verschmelzen ja - aber mit wem?

23. März 2010
von Börsenblatt
Fusionspläne und Vorstandswahlen: Der Landesverband Hessen tagte in Wiesbaden.

Die Debatte war lang und leidenschaftlich: Wie steht der hessische Landesverband zur Absichtserklärung der Nordrhein-Westfalen, mit dem Bundesverband zu fusionieren? Und: Wäre das auch ein Weg für Hessen? Das Meinungsbild bei der Jahreshauptversammlung am Dienstag war nicht ganz eindeutig: Andreas Auth, wiedergewählter Vorsitzender der Hessen, sieht bei den Plänen aus NRW noch viele offene Fragen, einige Mitglieder fürchteten den Verlust von regionaler Nähe. Sich im Landesverband einzubringen, sei deutlich leichter als auf Bundesebene, so etwa Jochen Mende von Prolit. Andere, darunter Campus-Verleger Thomas C. Schwoerer, wollen ohne Vorbehalte an die Fusionsidee herangehen, zumal die Beiträge dadurch sinken sollen.

Am Ende stand in Wiesbaden der Beschluss, dass Landes- und Bundesvorstand gemeinsam erarbeiten sollen, welche Folgen eine solche Verschmelzung für die Organisationsstruktur und das Dienstleistungsangebot hätte. 2011 wollen die Mitglieder dann darüber entscheiden, welches Modell sie favorisieren – den Schritt Richtung Bundesverband oder die seit längerem angedachte Fusion mit den Landesverbänden Saar und Rheinland-Pfalz. Schon jetzt nutzen die drei Verbände eine gemeinsame Geschäftsstelle in Wiesbaden, unter der Regie von Klaus Feld. "Wollen wir eine vertikale oder eine horizontale Fusion?" Auf diesen Nenner brachte Rudolph Braun-Elwert (Universitätsbuchhandlung Elwert) die Alternativen.

Der Landesverband hat zur Zeit 686 Mitglieder – und konnte das Jahr 2009 mit einem Etat-Überschuss von 19.000 Euro abschließen. Im aktuellen Budget schlägt sich der Suhrkamp-Umzug von Frankfurt nach Berlin empfindlich nieder. Schatzmeisterin Britta Blottner (Blottner Verlag) präsentierte für 2010 dennoch einen ausgeglichenen Budgetentwurf. Sparen will der Landesverband unter anderem bei seinen Seminaraktivitäten. An den Teilnehmerzahlen zeige sich, dass die wirtschaftliche Situation in der Branche zur Zeit nicht einfach sei, so Geschäftsführer Klaus Feld.

Auch Vorstandswahlen standen am Dienstag auf dem Programm. Zur ehrenamtlichen Führungsspitze des Verbands gehören künftig:

  • Andreas Auth, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt (Vorsitzender)
  • Jochen Mende, Prolit Verlagsauslieferung, Fernwald (Stellvertreter)
  • Britta Blottner, Blottner Verlag, Taunusstein
  • Walter Lüderssen, Buchhandlung Angermann, Wiesbaden
  • Neu: Michael Justus, S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main
  • Neu: Martina Ricken-Bollinger, Buchhandlung Ricken-Bollinger, Oberursel

Nicht mehr kandidiert haben Ulrike Waha-Helduser vom Buchladen Alte Lahnbrücke in Wetzlar und Peter Meyer vom pmv Peter Meyer Verlag in Frankfurt. Für sein langjähriges Engagement im Vorstand dankten die Kollegen dem Verleger unter anderem mit einer Theater-Karte. Meyer revanchierte sich mit einem Rat für Krisenzeiten: "Wenn es nicht mehr so läuft: Einfach mal was anderes machen". Er selbst hat eine neue Aufgabe in Angriff genommen – und parallel zum Reiseführerverlag ein Handwerksunternehmen aufgebaut, mit seinem Knowhow als gelernter Elektroinstallateur.

Nach den Regularien informierten noch zwei Vorträge über Marketing im Social Web. Später betrieben die Mitglieder ganz reales Networking, beim Abendessen in den frisch renovierten Räumen des Literaturhauses  Villa Clementine.