Bertelsmann

Direct-Group-Chef Fernando Carro: "Aber die Richtung stimmt"

25. März 2010
von Börsenblatt
Fernando Carro hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Der Umsatz der von ihm gelenkten Direct Group Bertelsmann ist erneut im Minus. Wie es weitergeht?

Die Situation für die Direct Group wird offenbar nicht leichter, der Umsatz sank erneut – und das um fast elf Prozent. Sind Sie damit denn zufrieden?
Durchaus. Ich halte unsere Zahlen für sehr gut.

Inwiefern?
Natürlich ist der Umsatz gesunken, aber das war ja geplant – wir inves-tieren weniger in Neumitglieder. Andererseits: Das operative Ergeb-nis liegt auf Vorjahresniveau, unser Ebit ist um 58 Millionen Euro gestiegen – und der Cashflow auch. Diese Zahlen sind sehr positiv. Ich bin mit der Performance jedenfalls zufrieden: Wer kann schon von sich sagen, dass er bei 150 Millionen weniger Umsatz beim operativen Ergebnis fast auf Vorjahresniveau liegt.

Bleibt für den Konzern etwas übrig?
Ja, zum ersten Mal seit 2003: Wir haben fast 34 Millionen Euro Cash abgeliefert.

Bedeutet das auch, dass die Direct Group nicht mehr das Sorgenkind des Konzerns ist?
Ich bin nicht derjenige, der diese Frage beantworten sollte. Für die Direct Group kann ich Ihnen aber so viel sagen: Wie in jedem Unternehmen gibt es Bereiche, in denen es besser läuft – und andere, wo wir uns noch anstrengen müssen.

Verraten Sie Details?
Am besten läuft es für das Clubgeschäft in Frankreich – da ist die Umsatzrendite sehr gut. Die Buchhandlungen, die wir dort betreiben, liegen noch leicht im Minus, aber die Richtung stimmt.

Und wie ist die Lage in Deutschland?
Da haben wir diesmal die schwarze Null knapp verpasst, aber es gibt Sondereinflüsse – Schließungen von Filialen, Restrukturierungen und Ähnliches. Deutschland lag 2009 zwar über Plan, aber unter dem Vorjahr.

Gibt es Alternativen?
Ja, wir müssen uns total verändern. In den letzten Jahren haben wir versucht, strategische Partnerschaften zu schließen. Das gelang nicht. Aus meiner Sicht kommt die Öffnung des Club-Geschäfts jetzt gut voran.

Warum läuft es in Frankreich besser als anderswo?
Dort gibt es, genau wie in Spanien, noch Vertreterwerbung, also einen Außendienst. Ohne funktioniert ein Clubgeschäft nicht nachhaltig.

In den vergangenen Jahren hat sich die Direct Group aus einigen Ländern zurückgezogen. Denken Sie nicht auch mal wieder an Expansion?
Nein, wir streben nicht in neue Länder – sondern arbeiten an einer Verbesserung unserer bestehenden Geschäfte.

Zurück nach Deutschland. Mit Zeilenreich setzen Sie seit November auf maximale Öffnung; Nichtmitglieder können alles kaufen, wenn auch nicht zum gleichen Preis. Wird das Konzept ausgedehnt?
Wir gewinnen in unseren Testfilialen erfreulich viele neue Stammkunden. Ob wir damit im großen Stil auf den Markt gehen, steht aber noch nicht fest. Um das zu entscheiden, wollen wir dem Konzept mehr Zeit geben.

Welche Projekte haben für Sie Vorrang?
Auf meiner Agenda stehen drei Themen: In einigen Ländern suchen wir aktiv nach Partnern für unsere Clubs. Außerdem arbeiten wir in allen Ländern an Projekten zu digitalem Lesen, E-Commerce und Communitys – etwa zusammen mit Gruner + Jahr an einem Online-Kiosk, der im Herbst startet. Und drittens soll natürlich das Ergebnis 2010 noch besser werden.