"Ein gewisses Maß an Leidenschaft gehört dazu"

29. März 2010
von Börsenblatt
Was müssen Bewerber heute mitbringen, um in der Buchbranche Erfolg zu haben? Beim Karrieretag auf der Leipziger Buchmesse lieferten Verleger und Buchhändler Antworten. 

Wer in die Buchbranche einsteigen will braucht nicht unbedingt einen gradlinigen Lebenslauf: Christian Riethmüller, Geschäftsführer bei Osiander, studierte BWL. Er war danach drei Jahre bei Aldi als Bereichsleiter tätig und ist sich sicher: "Es ist gut, auch andere Branchen zu kennen." Sven Fund, Geschäftsführer bei De Gruyter, studierte neben Publizistik auch Politikwissenschaften und Geschichte. Viele Studieninhalte hatten nichts mit der Verlagswelt zu tun. Gerade das hat Fund aber letztendlich geholfen:"Die Branche braucht Exoten", fand er. Zufall und Glück gehöre aber auch immer dazu.

Auch Karin Schmidt-Friderichs, Verlegerin des Hermann Schmidt Verlags und Vorsitzende beim Ausschuss für Berufsbildung, kommt aus einem ganz anderen Gebiet: Sie hat Architektur studiert. Da in der Krise der 90er Jahre keine interessanten Baujobs kamen, gründete sie zusammen mit ihrem Mann einen Verlag. Sie betonte, dass Branchenwissen und Neugier sehr wichtig sei: "Fragen, fragen, fragen. Nie zufrieden sein. Alles hinterfragen. Das sind wichtige Karrierefaktoren."

Wichtige Qualifikationen für Bewerber

Was zählt für die heutigen Bewerber, die bei Verlagen oder im Buchhandel Karriere machen wollen? "Auf eine gute Ausbildung kommt es an", sagt Carola Markwa, Verantwortliche für das operative Geschäft der DBH. Klaus Eck, Verleger und Geschäftsführer bei Random House, betont, dass es besonders schwierig sei, den ersten Job, den Einstieg, zu finden: "Ist diese Hürde aber erstmal genommen, dann klappt es relativ gut." Ganz wichtig sei die Neugier auf Bücher.

Der Ravensburger Buchverlag wählte vor Kurzem Trainees aus: "Geachtet wurde auf ein abgeschlossenes Hochschulstudium mit guten Noten", so Geschäftsführer Johannes Hauenstein."Genauso wichtig ist uns aber, dass der Bewerber passende Praktika absolviert hat." Wichtig sei außerdem, Engagement zu zeigen, offen und flexibel zu sein. Auch Leistungsorientierung und kreative Fähigkeit zum Querdenken gehöre dazu.  

Freundlichkeit und Flexibilität sind Trumpf

Auf die Frage, ob der Bewerber Qualifikationen im elektronischen Bereich mitbringen müsste, antwortet Christian Riethmüller:"Medienkompetenz kann erlernt werden, muss man noch nicht mitbringen. Viel wichtiger ist eine hohe Servicekompetenz, Individualität und Freundlichkeit. Darauf wird in der Branche noch zu wenig geachtet." Auch hohe Flexibilität, sei sehr wichtig, um in der Buchbranche Erfolg zu haben, betonte Carola Markwa. Dies könne zum Beispiel einen häufigeren Wohnortwechsel bedeuten.

Über die Veranstaltung

Thema des Karrieretags war: "Top-Manager der Buchbranche sind sich einig; Die Anforderungen steigen. Ein Perspektivwechsel". Es diskutierten: Karin Schmidt-Friderichs (Verlegerin des Hermann Schmidt Verlags und Vorsitzende beim Ausschuss für Berufsbildung), Carola Markwa (Verantwortliche operatives Geschäft bei DBH), Christian Riethmüller (Geschäftsführer Osiander, Tübingen), Klaus Eck (Verleger und Geschäftsführer bei Random House), Sven Fund (Geschäftsführer bei de Gruyter) sowie Johannes Hauenstein (Geschäftsführer Ravensburger Buchverlag). Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck moderierte die Runde.