Kommentar

Nachhaltigkeit: Saubere Sache

1. April 2010
von Börsenblatt
Das gute alte Buch, diese Dreckschleuder! Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck.
Umwelt­aktivisten hatten es in den vergangenen Jahren häufig diskreditiert: Wie viele Wälder werden abgeholzt für ein Lesevergnügen? Dann diese giftigen Chemikalien in den schmierigen Druckfarben, die Lösungsmittel in den Klebstoffen fürs Binden. Und selbst wenn man Recyclingpapier benutzt – welch ungeheuren Aufwand an Energie und Wasser braucht man, um aus einer Tonne Altpapier ein schönes Druck­papier zu machen?
Dagegen schien das E-Book allemal­ die saubere Alternative: Ohne Papier, Farbe, Transportwege – ein Klick, und man hat ein E-Book auf seinem Reader. Ein Labsal für die geschundene Umwelt.

Der Vergleich offenbart so viel Weitsicht wie der mit dem Strom aus der Steckdose: Keine Ahnung, wo der herkommt. Nur verbraucht man für die Produktion von Notebooks, Readern und Akkus jede Menge Energie, CO2, Quecksilber, Brom, Phthalate, Kunststoffe etc., von der Recycelbarkeit einmal ganz abgesehen. Und hinter jedem E-Book-Download stehen Tag und Nacht riesige Serveranlagen, die Unmengen an Energie verschlingen.
Aktuelle Studien (siehe Extra Nachhaltigkeit im aktuellen Börsenblatt Heft 13) zeigen ein differenzierteres Bild: Man müsste mehr als zehn Jahre 16 Bücher pro Jahr auf einem Reader lesen, damit allein beim CO2-Ausstoß bei der Produktion von Reader und Buch Gleichstand herrscht. Nur hat bei der schnellen technischen Entwicklung kein Mensch so lange dasselbe Gerät. Aaach – das E-Book, diese Dreckschleuder.