Cat Protect - ein Werbespiel des Börsenvereins

22. April 2010
von Börsenblatt
Der Börsenverein hat am 19. April das Browsergame "Cat Protect" veröffentlicht. In der Rolle einer Katzendetektivin spürt der Spieler "Ideendieben“ nach. Hanna Hartberger, Dennis Schmolk und Sabine Hafner haben sich das Spiel für die Marginalglosse angesehen.

Online-Spiel mit süßen Tierchen – Streiflichter von Hanna Hartberger

Erster Eindruck: Die Katze ist süß. Auch wenn man den Namen Cat Protect nicht wirklich versteht – ein Katzenschutz ist bestimmt nicht gemeint, weswegen man nur spekulieren kann, dass die Detektivkatze die anderen beschützt. Ob man das mit Anfangs-Englisch-Kenntnissen versteht?

Zweiter Eindruck: Die Rahmenstory mit den Wuuzels und der Werk-irgendwas-Maschine ist für meinen Geschmack etwas wirr, aber die traurigen Maler- und Bildhauer-Wuuzels gefallen mir als Allegorie trotzdem.

Dritter Eindruck: Erfahrungsgemäß haben Kinder gutes Durchhaltevermögen beim Lösen derartiger Rätsel – hoffe ich jedenfalls, weil ich es nicht geschafft habe, den dünnen Ritter zu finden und deswegen aufgegeben habe. Fazit: Definitiv eine der besseren Werbemaßnahmen! Selbst wenn man das Spiel einfach nur um des Rätsels willen spielt und die Botschaft der Raubkopien an einem vorbeigeht, ist es leidlich unterhaltsam und gut gemacht. Wenn jetzt noch die Endkunden von der Existenz des Spiels erfahren, war das ein wirklich guter Schachzug des Börsenvereins.

 

Indoktrination auf spielerische Weise - Kurzrezension zum Online-Spiel "Cat Protect" des Börsenvereins von Dennis Schmolk

Das Spiel  - technisch umgesetzt als Point-and-Click-Adventure auf Flash-Basis - kommt unterhaltsam, mit einigen Sidequests und Rätselchen in Fahrt - und vermittelt natürlich letztlich die Lehre, dass Raubkopieren ein Verbrechen, geistige Inhalte das Eigentum von Künstlern (naja, oder wohl eher von Verwertern - immerhin ruft kein Wuuzel die Detektivin, sondern die verwertende Schloßherrin) und schützenswert seien. Kurzum: Es handelt sich um die übliche Verwerter-Propaganda, die mit der Realität weder von Nutzern noch von Künstlern viel gemein hat. Die alten Lebenslügen der Kreativitäts-Vermarkter (nur Vergütung schafft kreative Vielfalt, verlustfreies Kopieren ohne Lizenz ist annähernd so schlimm wie Künstlermord) in frischem, kindgerechtem Gewand. Wer sich übrigens zur Abwechslung einmal mit nicht-propagandistischen Inhalten zum Thema auseinandersetzen möchte, findet bei der Böll-Stiftung einen ausgezeichneten Urheberrechts-Reader. Und bei iRights.info gibt es auch eine recht rationale Rezension zu Cat Protect.

 

Online-Spiel "Cat Protect" - eine Hommage an die Zielgruppe der Zukunft. Von Sabine Hafner

Bekanntlich steckt auch in den meisten Erwachsenen noch das Kind, das gerne spielt, kurze Browser-Spiele sind eh und je gerade bei Erwachsenen als kleine Auszeit zwischendurch hoch im Kurs – „Cat Protect“ richtet sich allerdings in erster Linie an Kinder zwischen 8 und 12 Jahren. Hier soll also ganz bewusst das zukünftige Klientel der Branche sensibilisiert werden, ein Klientel, das allen Statistiken zur Folge in erster Linie am PC und im Web agieren wird – eine gute Idee, die Generation Web 2.0 da abzuholen, wo sie künftig vermutet wird und entsprechend schon jetzt unterwegs sein muss –  im Netz.

Die Mieze in Jeans und Pulli, immer einer Spürnasenmaus hinterher, in einem Schloss mit Harry-Potter-Stimmung, zumindest was das farblose, graue Gemäuer, die verlassenen Federhalter und die Hintergrundmusik betrifft, ist dafür sicher nicht ganz ungeeignet. Und auch ich fühle mich schnell hineingezogen in diese Stimmung des Rätsel-Lösen-Wollens. Leider komme ich nicht weit dabei. Das Problem ist meine Internetverbindung, die heute Nachmittag aus heiterem Himmel zusammengebrochen ist. Nach ein paar Stunden Funkstille komme ich wieder ins www, ganz auskuriert scheint das Problem aber noch nicht zu sein, denn das Spiel hängt. Ich starte es neu, und es hängt wieder. Ich verstehe nicht, warum meine Katze nicht mehr laufen will und schlage immer wieder das "Info-Buch" auf. Ist es ein Zufall, dass der Retter in der Not das Bild eines echten Wälzers aus Papier ist? Aber es hilft alles nichts – wenn die Technik nicht mitspielt, klappt es auch mit der  Inhaltsvermittlung nicht – ich komme nicht einmal dazu, einem einzigen Wuuzel zu begegnen... Das kann jetzt zu Resignation und Ärger führen, oder zu der Entscheidung, den gemütlichen Abend spontan anders zu gestalten – nicht am PC, sondern mit einem guten Buch in der Hand.

Ob das Spiel akut etwas "bringt", sei mal dahingestellt. Was es aber erreichen kann, ist das vertraut Machen mit einer Thematik, die den augenblicklichen Spieler ohne zusätzliche Vermittlung wahrscheinlich noch nicht weiter interessiert. Vielleicht aber erinnert er sich in ein paar Jahren, wenn er ein paar Brocken zur Urheberrechtsdiskussion aufschnappt, wieder positiv an das lässige Kätzchen. Das wäre schon Ziel genug. Meiner Meinung nach ein guter Versuch mit angestrebter Langzeitwirkung, um den Buchmarkt von Morgen im positiven Sinne auf die Urheberrechtsfrage vorzubereiten.