Welttag des Buches

"Mit Kronleuchter und Samba-Truppe"

23. April 2010
von Börsenblatt
Michael Fehst wird heute, am Welttag des Buches, 46 – und feiert in Mülheim an der Ruhr die Eröffnung seiner eigenen Buchhandlung. Ein Interview

Warum gehen Sie gerade am Welttag des Buches unter die Existenzgründer?
Fehst: Da war auch der Zufall im Spiel. Die Eröffnung meiner Buchhandlung hatte sich durch diverse Probleme etwas verzögert. Man schüttelt ja eine Gründung nicht so einfach aus dem Ärmel. Der Termin am 23. April hat einfach gut gepasst – und mein Geburtstag wird damit eben etwas arbeitsreicher als in den Vorjahren. Aber ich habe zum Glück viele Freunde, die mich an diesem Tag unterstützen.

Ist die Eröffnung der eigenen Buchhandlung für Sie so etwas wie ein Geburtstagsgeschenk?
Fehst: Es war immer ein Traum von mir, selbst etwas gestalten zu können, unabhängig zu sein. Insofern trifft das mit dem Geschenk schon zu.

Sie sind gelernter Koch – wie wird man da zum Buchhändler?
Fehst: Die Liebe zu Büchern hat mich schon im Kindergartenalter gepackt. Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen, meine Mutter war Buchhändlerin im „Guten Buch“, der staatlichen Buchhandlung. 1996, als ich gerade dabei war, mich von meinem alten Beruf zu lösen, eröffnete in Wittenberg eine Verlagsbuchhandlung. Da wurden Mitstreiter gesucht und ich ging mit an Bord.

Was ist an Ihrem eigenen Laden das Besondere?
Fehst: Dass er ziemlich abgefahren ist. Das fängt schon bei der Einrichtung: Herzstück ist ein alter Krämerladen, den ich für 2000 Euro gekauft habe – als ich noch gar keinen Mietvertrag und keine Kreditzusage für die Buchhandlung hatte. In Nordhorn habe ich dann im „Nostalgiepalast“ jemand gefunden, der mir dazu passende Regale gemacht hat. Bei der Beleuchtung spiele ich mit dezenten Effekten, aber auch ein großer Kronleuchter darf nicht fehlen. Dazu kommt noch die Möglichkeit, den hinteren Teil des Ladens als Galerie für Künstler aus Mülheim mit zu nutzen.

Gibt es auch beim Sortiment Besonderheiten?
Fehst: Ich möchte nicht auf die Massenschiene setzen, sondern neben dem allgemeinen Sortiment, Dinge anbieten, die man bei den großen Filialisten nicht findet. Dazu gehören schöne bibliophile Ausgaben von kleinen Verlagen wie Kolibri oder Wagenbach, anspruchsvolle Belletristik, Kunstbücher, besondere Geschenke und natürlich auch Kochbücher.

Wie feiern Sie die Eröffnung – am Welttag des Buches?
Fehst: Wir haben ab 10.30 Uhr einen Zeichner von Schafscomics zu Gast, der vor dem Laden für die Kunden zeichnen wird, ein befreundetes Musiktrio sorgt für den richtigen Klang und um 11 Uhr startet in einem blauen Sessel im Schaufenster ein 36-stündiger Lesemarathon, bei dem die Teilnehmer auch noch etwas gewinnen können. Außerdem ist am Samstag eine Sambatruppe im Stadtteil unterwegs und verteilt Werbung.