Datenschutz

US-Senatoren kritisieren Facebook

28. April 2010
von Börsenblatt
Facebook weitet sein Geschäft mit Nutzerdaten aus – nun schaltet sich die Politik ein: Vier US-Senatoren kritsieren in einem offenen Brief den freizügigen Umgang mit Informationen. Die Debatte, ob Datenweitergabe nützt oder schadet, ist in vollem Gange.

Mit mehreren neuen Diensten will Facebook-Chef Mark Zuckerberg Datentausch und Personalisierung im Netz vorantreiben. Mit der Funktion "umgehende Personalisierung" erhalten externe Facebook-Partner weitreichende Zugriffsmöglichkeiten auf Datensätze. In Deuschland ist die Funktion bisher standardmäßig deaktiviert, in den USA automatisch angehakt. 

"Wir sind besorgt, dass Dritte nicht mehr nur Zugang zu einem öffentlichen Profil des Nutzers haben, sondern auch zu seiner Freundesliste und zu den auf Facebook öffentlichen Informationen über diese Freunde", schreiben die demokratischen Senatoren Charles Schumer, Michael Bennet, Mark Begich und Al Franken in einem öffentlichen Brief an Mark Zuckerberg (siehe Techchrunch). 

Deaktivieren nützt wenig

Selbst wenn ein Nutzer die Funktion "umgehende Personalisierung" bei Facebook deaktiviert, können Daten über Freunde weitergeleitet werden. Auf der deutschen Facebook-Site heißt es dazu: "Bitte denke daran, dass deine Freunde trotz Deaktivierung dieser Funktion auch weiterhin öffentlich sichtbare Facebook-Informationen über dich mit diesen Seiten teilen können, um ihre Erlebnisse auf den Partnerseiten zu personalisieren."

Externe Seiten können die Informationen nutzen, um das Angebot auf den Nutzer maßzuschneidern. Bisher gewährt Facebook den Sites docs.com, Yelp und Pandora die weitreichenden Zugriffsrechte. Facebook hat auch die Beschränkung aufgehoben, dass Partnerseiten die Daten nur 24 Stunden speichern dürfen.

Für und Wider

Die Diskussion um die Datenpolitik bei Facebook zieht mittlerweile weite Kreise. Befürworter der weitreichenden Datenweitergabe sehe als Vorteil, dass das Internet klüger wird und dem Nutzer zunehmend Waren und Informationen präsentiert werden, die ihn wahrscheinlich interessieren – und das ohne viel Aufwand und mit der Anmeldung bei einem einzigen Netzwerk. 

Gegner kritisieren vor allem die schleichende Aushöhlung des Datenschutzes durch Facebook und die Opt-Out-Strategie des Unternehmens: Danach führt Facebook eine Änderung ungefragt ein. Wer nicht mitmachen will, muss sich aktiv von dem neuen Feature abmelden, indem er ein Häkchen entfernt. Zudem seinen die kompizierten Einstellungen zur Privatsphäre für Laien oft nicht mehr durchblickbar. Theoretisch hätte man zwar die Möglichkeit, seine Daten genau zu kontrollieren, praktisch schafft man es aber nicht mehr durch das Labyrinth der Einstellungen.  

In Deutschland ist Facebook das größte soziale Netzwerk, das Wachstum scheint ungebremst: Im März besuchten 15 Millionen Internetnutzer in Deutschland die Facebook-Seite, 291 Prozent mehr als im Jahr zuvor (Quelle: Comscore).