Fachgruppenversammlung Sortiment

"Sortimenter müssen alle Kanäle bespielen, sonst werden sie verlieren"

10. Juni 2010
von Börsenblatt
Das VLB als Referenzdatenbank, Google und eine zweite Internetseite von Orell Füssli mit Billigbuch-Angeboten waren die Themen der Fachgruppenversammlung Sortiment auf den Buchtagen.
„Die Verunsicherung in der Branche ist aufgrund wirtschaftlicher Rahmenbedingungen relativ groß. Online und Stationäres Sortiment müssen gleichzeitig bespielt werden, sonst werden die Sortimenter verlieren“, mit diesen Worten eröffnete Heinrich Riethmüller, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses, die Versammlung. Kurz ging Riethmüller auf das Thema BAG ein. Zum Verkauf der Buchhändlerischen Abrechnungsgesellschaft habe es keine Alternative gegeben. Der Sortimenterausschuss sei sich sicher, dass nur damit die Zukunftsfähigkeit garantiert werde.

„Bei der Branchenplattform libreka! wird es entscheidend sein, die manchmal widerstrebenden Interessen von Verband, Buchhandel und Verlagen unter einen Hut zu bringen“, so Riethmüller, der die Buchhändler erneut dazu aufforderte libreka! in ihre Website einzubinden.

In der morgigen Hauptversammlung liegen zwei Anträge aus dem Sortimenterausschuss vor: Zur Schulbuchproblematik und zum Thema Ausbildung (wie kann man die Bereitschaft der Buchhandlungen zur Ausbildung erhöhen). Riethmüller ist skeptisch, was Subventionen angeht. Am Ende der Eröffnungsrede stand noch eine Formalie. Hartmut Falter, seit dem Ausscheiden von Ruth Klinkenberg vor einem halben Jahr im Amt, wurde nun offiziell in den Vorstand gewählt.

Im Anschluss stellten Jörg Gerschlauer und Michael Vogelbacher von der MVB das Konzept des VLB als Referenzdatenbank für Preise vor. Bei Abmahnungen tritt künftig das VLB in die Haftung. Preisabgleiche werden nicht mehr manuell, sondern mit einem Softwaretool von Lorenz Borsche (ebuch) getätigt. Von Heinrich Riethmüller kam die Frage nach den Kosten und der künftigen Manpower mit der das Projekt gestemmt werden soll. „In erster Linie geht es um einen technischen Prozess, der bis Ende des Jahres stehen soll und im Qualitätsmanagement angesiedelt ist“, so Vogelbacher. Buchhändler Rudolph Braun-Elwert wies darauf hin, dass die Verlage dafür sensibilisiert werden müssten, im VLB die korrekten Preise anzugeben.


Annabella Weisl von Google stellte vor allem das Projekt Google Editions vor, das noch in diesem Jahr gelauncht werden soll, einen Vertrag mit einem deutschen Verlag gebe es bislang aber noch nicht. Fragen warf auch das Google Books Partnerprogramm auf – etwa nach den Kriterien der gelisteten stationären Buchhändler und danach, was Google mit den ganzen Daten mache, die für die Teilnahme am Partnerprogramm bereitgestellt werden müssen.


Im Anschluss berichtete die SBVV-Vorsitzende Marianne Sax von den Erfahrungen aus drei Jahren ohne Preisbindung in der Schweiz. Die Wiedereinführung der Preisbindung in Anlehnung an Österreich und Frankreich bleibe weiterhin erklärtes Ziel des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbands. „Allerdings wollen wir kein Gesetz um jeden Preis“, so Sachs. Am kommenden Donnerstag wird die nächste Verhandlung im Nationalrat stattfinden. „Der Onlinehandel darf nicht aus der Vorlage für die regulierten Bücherpreise ausgenommen werden“, so Sachs.

Die SBVV-Vorsitzende wies am Ende ihres Vortrags noch auf die Seite www.storyworld.ch, eine neue Website für Billigbuchangebote hin. Der Clou: Dahinter steckt der Buchhandelsfilialist  Orell Füssli, der somit neben seiner normalen Website mit den regulären Preisen nun zusätzlich eine Seite mit Rabatten von 30 bis 40 Prozent betreibt.