Jugendbuchverlage warnen vor Kürzungen in der Bildung

Berliner Erklärung: "Alle Kinder brauchen Kinderbücher"

10. Juni 2010
von Börsenblatt
Die deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage fordern eine verpflichtende Verankerung von Kinder- und Jugendbuchmedien in der Ausbildung von Erziehern und Lehrern sowie eine steuerliche Begünstigung von Privatinitiativen zur Anschaffung von Kinder- und Jugendbüchern in öffentlichen Bildungseinrichtungen. Die Verlage haben heute in Berlin an die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen appelliert, sich ihrer Verantwortung für Kinder zu besinnen und von weiteren Kürzungen bildungspolitischer und kultureller Maßnahmen abzusehen.

Die "Berliner Erklärung zum Kinderbuch" im Wortlaut:

"Alle Kinder brauchen Kinderbücher - von Anfang an.
Anlässlich des am 10. Juni 2010 in Berlin stattfindenden Bildungsgipfels wenden sich die deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage an die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen, sich ihrer Verantwortung für die Zukunft der heutigen Kinder zu besinnen und von weiteren Kürzungen bildungspolitischer und kultureller Maßnahmen abzusehen. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat am 12. Juni 2008 erklärt, Deutschland zur Bildungsrepublik machen zu wollen. Hierfür ist die Kulturtechnik des Lesens unerlässlich; der Grundstein dafür wird bei den Kindern gelegt.
Kinder- und Jugendbücher müssen in unseren Schulen eine viel größere Rolle spielen; hier liegt Deutschland im Vergleich mit vielen europäischen Ländern weit zurück. Die öffentlichen Bildungseinrichtungen bieten für alle Kinder, besonders aber für diejenigen aus bildungsferneren Schichten die Chance, die Welt der Bücher zu entdecken. Wer an Kindern spart, wird seiner Verantwortung als Politiker nicht gerecht. Das bei vielen Politikern vorherrschende Bild sieht Kultur als Sahnehäubchen auf dem Kuchen - und nicht als die Hefe im Teig, wie der frühere Bundespräsident Johannes Rau es so prägnant formulierte.
Das Angebot der deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage ist heute so groß, so qualitätsvoll und so differenziert wie nie zuvor. Die Kinder- und Jugendbuchverlage verlangen keine Subventionen für sich, aber zum Wohl der Kinder fordern sie:
- die öffentliche Anerkennung als Kultur- und Bildungsvermittler
- die regelmäßige, selbstverständliche Beschäftigung mit Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern sowie verwandter Medien im Bereich Kindergarten und Schule
- die verpflichtende Verankerung dieser Kinder- und Jugendbuchmedien in der Ausbildung von Erzieher(inne)n und Lehrer(inne)n aller Schulstufen
- die dafür benötigten Mittel sowie die steuerliche Begünstigung von Privatinitiativen zur Anschaffung von Kinder- und Jugendbüchern in öffentlichen Bildungseinrichtungen
Die deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage signalisieren hiermit ihre umfassende Gesprächsbereitschaft auf Bundes- wie auf Landesebene.

Berlin am 10. Juni 2010:

Die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen"