VdS Bildungsmedien

"Rechtefundus darf kein Selbstbedienungsladen werden"

11. Juni 2010
von Börsenblatt
Die 55. Hauptversammlung des VdS Bildungsmedien in Hamburg hat von der Politik ein eindeutiges Votum für eine nachhaltige und klare Stär­kung der Position der Rechteinhaber gefordert.

„Der Rechtefundus der Bildungs- und Schulbuchverlage darf nicht zu einem Selbstbedienungsladen für jedermann werden“, betonte Verbandsvorsit­zender Wilmar Diepgrond (Bildungsverlag EINS) und verwies auf zahlreiche Rechtsverlet­zungen durch unerlaubte Digitalisierungen von Unterrichtswerken.

Während der Versamm­lung wurde der Vorstand des 87 Mitglieder zählenden Verbandes im Amt bestätigt. Besonders im Fokus der Verleger stand zudem die Entwicklung der Schul- und Bildungsbudgets in den Bundesländern, die in 2009 einen erneut negativen Trend nachwiesen und vor allem ob der Finanzschwäche der Kommunen in 2010 voraussichtlich einen weiteren Tiefststand erreichen werden.
 
Die Bildungsverlage diskutierten die digitalen Entwicklungen im Bereich des Bil­dungswesens und sich daraus ergebende mögliche Nutzungsszenarien für digitale Unter­richtsmaterialien. In diesem Zusammenhang betonten sie die Notwendigkeit eines wirksamen und konkreten Urheberrechtsschutzes - ohne den die Branche nicht existieren kann. Sie forderten die Bundesregierung auf, in den kommenden Verhandlungen um die No­vellierung des Urhebergesetzes die Forderungen nach kostenlosen Nutzungsmöglichkeiten und einem uneingeschränkten Zugang zu Werken für Bildungszwecken zurückzuweisen. Wesentlich für die Schulbuch- und Bildungsverleger ist, dass ihre Werke nicht ohne ihre Zu­stimmung digitalisiert werden dürfen - ansonsten würde der fragile Markt für Bildungsme­dien kollabieren und es könnten keine qualitativ hochwertigen Medien für Schule, berufliche Bildung, Erwachsenenbildung und Pädagogik mehr angeboten werden. Die Vorstellung, dass in den verschiedenen Bildungsinstitutionen mit wahllos aus dem Internet herausgegriffenen Materialien sinnvoller wie erfolgreicher Unterricht gestaltet werden könnte, bezeichnete der Geschäftsführer des Verbandes, Andreas Baer, als „komplett absurd.“
 
Mit großer Sorge betrachteten die Verleger auf ihrer Jahresversammlung die Entwicklung der Budgets für Bildungsmedien. 2009 ging der Branchenumsatz mit analogen und digitalen Me­dien für das Lernen und Unterrichten in den Schulen auf knapp 460 Mio. Euro zurück - ein Minus von 2 % verglichen mit 2008.

Im Vorstand des Verbandes wurden Wolf-Rüdiger Feldmann (stellv. Vorsitzender, Cornelsen Verlag), Hans-Dieter Möller (Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers) und Dr. Gerd-Dietrich Schmidt (DUDEN Schulbuchverlag) in ihren Ämtern bestätigt. Weitere Vorstandsmitglieder, deren Wahlen nicht anstanden, sind Wilmar Diepgrond (Vorsitzender, Bildungsverlag EINS), Michaela Hueber (Hueber Verlag), Andreas Klinkhardt (Verlag Julius Klinkhardt) sowie Karl Slipek (Ernst Klett Verlag).