Buchtage Berlin

Liveticker von der Hauptversammlung des Börsenvereins

11. Juni 2010
von Börsenblatt
BAG und Vorstandswahl: Das sind die zentralen Themen der 185. Hauptversammlung des Börsenvereins, die um 9 Uhr 30 begonnen hat. boersenblatt.net berichtet live.

15.15 Uhr

"Ich habe den Eindruck, der Börsenverein war noch nie so vernünftig in dem, wie er mit den Themen umgeht", so Gottfried Honnefelder zum Schluss der Hauptversammlung – und machte im Ehrenamt einen "geradezu symphonischen Klang" aus. 

15 Uhr

Stephan Joß, Vorsitzender des Bau-Ausschusses, bringt die Hauptversammlung beim Bauprojekt Braubachstraße auf den aktuellen Stand. Fast 60 Prozent der Aufträge für die Sanierung des neuen Börsenvereinsdomizils sind bereits vergeben – und Joß stellt detailierte Plan- und Istzahlen bei einzelnen Gewerken gegenüber. Auch ungeplante Ausgaben fallen an: für alte Wasserschäden, noch aus Kriegszeiten, und Auflagen des Denkmalschutzes.  "Wir haben aber ein sehr effektives System für das Controlling eingeführt", so Joß. Mit im Boot: Ein externer Projektsteuerer.

Ein Teil der Kosten wird durch den Verkauf des Technischen Buchhändlerhauses, das für 9,8 statt für die erwarteten 9,0 Millionen Euro verkauft werden konnte. Auch die Läden, die in der Braubachstraße vermietet werden sollen, bringen offenbar mehr Geld ein als gedacht: 90.000 Euro waren laut Joß an Mieteinnahmen geplant, jetzt würden es vermutlich mindestens 120.000 Euro. Alles in allem wird der Verband rund 9,2 Millionen Euro fremdfinanieren müssen – die Hauptversammlung stimmte der Aufnahme des Darlehens mit vier Enthaltungen zu. "Die gute Nachricht: Den damals von der Hauptversammlung beschlossenen Kostenrahmen werden wir einhalten können, die schlechte: für zusätzliche Ideen gibt es wenig Spielraum", so Joß.

14.47 Uhr

Katharina Scholz, wiedergewählte Nachwuchssprecherin des Verbands, präsentiert der Hauptversammlung die Empfehlungen des Nachwuchsparlaments - und gibt vorher noch einen kleinen Rechenschaftsbericht ab. Nachwuchsarbeit stärken, Nachwuchs vernetzen, Nachwuchs in die Branche integrieren – das waren die Ziele, die sich das junge Gremium selbst gesetzt hatte. Etappenziele auf dem Weg dahin: Ein Newsletter für den Nachwuchs, ein Nachwuchsbrunch auf der Frankfurter Buchmesse, Auftritte bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Sortimente und beim Karrieretag in Leipzig. Außerdem hat der Nachwuchs auf Bundesebene Kontakt zu den Azubi-Netzwerken der Landesverbände gesucht.

Auf der Agenda des kommenden Jahres: "Wir wollen den Bekanntheitsgrad der Nachwuchsarbeit stärken", so Scholz. Auch die Zusammenarbeit mit dem Verband soll unter dem Motto "Voneinander lernen" weiter ausgebaut werden.

Ideen: Ein Facebook-Profil, Städtegruppentreffen in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden, Veranstaltungsreihen, etwa an Hochschulen. Nachwuchsbitten an den Verband: Diese Projekte zu unterstützen und Nachwuchsarbeit zum Branchenthema 2011 zu machen. Vorsteher Gottfried Honnefelder revanchierte sich mit einer Einladung: Er bat Scholz darum, an der nächsten Vorstandssitzung teilzunehmen.

14.15 Uhr

Die Diskussion um die Zukunft der BAG beginnt. Schatzmeister Jürgen Horbach erläutert dabei noch einmal die finanziellen Rahmenbedingungen des Verkaufs. Ohne weitere Diskussionen und bei 15 Enthaltungen stimmen die Mitglieder dem Verkauf an die DZB-Bank zu – für Horbach "ein großer Tag für den Verband und ein großer Tag für die Befriedung desselben". 

13.10 Uhr

Die Stimmen für die Vorstandswahl sind ausgezählt. Das Wahlergebnis auf einen Blick:

  • Als Vorsteher bestätigt wurde Gottfried Honnefelder (Berlin University Press), mit 225 von 305 Stimmen

  • Als Schatzmeister stand Jürgen Horbach zur Wiederwahl (Programmvorstand der Vemag), 272 Stimmen
  • Stephan Jaenicke (Buchhandlung Stephan Jaenicke, Detmold) wird wiedergewählt mit 229 Stimmen

  • Viola Taube (Buchhandlung Viola Taube, Nordhorn) wird wiedergewählt mit 209 Stimmen
  • Thomas Gruß (Leiter Kundenservice HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice) ist neu im Vorstand und vertritt den Zwischenbuchhandel (284 Stimmen)

Nicht gewählt wurde Peter Reich von der Buchhandlung Brumby in Goslar, der als dritter Kandidat für das Sortiment angetreten war. Er nahm es sportlich: "Das befreit mich von viel Arbeit". Der neue Vorstand tritt sein Amt nach der Frankfurter Buchmesse an.

12.40 Uhr

Zwei Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Buchhandlungen haben Anträge eingebracht, die lebhaft diskutiert werden. Johanna Röhrl (Buchhandlung Bücherwurm, Regensburg) beantragt, die Auskömmlichkeit des Schulbuchgeschäfts in kleineren Buchhandlungen zu überprüfen. Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses, weist in diesem Zusammenhang auf einen Mitgliederbeschluss vom Vorjahr hin: Danach soll der Versuch gemacht werden, Paragraf 6.1 des Preisbindungsgesetzes zu konkretisieren, in dem es um angemessene Konditionen für das Sortiment geht – "insofern passt diese Initiative sehr gut dazu," so Dreher. 

Rüdiger Feldmann von Cornelsen hätte den Antrag gern um einen weiteren Punkt ergänzt: "Warum akzeptieren wir eigentlich, dass sich die öffentliche Hand beim Schulbuch wie selbstverständlich einen Nachlass nimmt?" Sortimenter-Kollege Hermann-Arndt Riethmüller (Osiander) hielt dagegen, dass es angesichts der anstehenden Debatte um den dritten Korb des Urheberrechtsgesetzes "nicht so klug" sei, in eine weitere Auseinandersetzung mit dem Staat einzusteigen. Der Antrag, den Feldmann am Ende formulierte, fand dennoch Zustimmung: Der Börsenverein wird damit beauftragt zu prüfen, wie die im Preisbindungsgesetz verankerte Regelung zur Gewährung von Nachlässen für die öffentliche Hand zu Gunsten einer Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Schulbuchgeschäft geändert werden kann.

Der gesamte Beschluss im Wortlaut

Der Börsenverein (beziehungsweise die Arbeitsgemeinschaft, die sich mit Paragraf 6.1 befasst) wird beauftragt zu prüfen, unter welchen konkreten Bedingungen Schulbücher von einer allgemeinen Buchhandlung mit bis zu 2 Millionen Euro Jahresumatz profitabel im Rahmen von Sammelbestellungen vertrieben werden können. Dabei sollen folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • kleinteilige Schulbuchaufträge mit einem Volumen bis maximal 10.000 Euro, wie sie beispielsweise bei direkten Bestellungen über Grundschulen üblich sind
  • mittelgroße Schulbuchaufträge mit einem Volumen zwischen 10.000 und 50.000 Euro , wie dies bei direkten Bestellungen großer Schulen oder Berufsschulzentren der Fall ist,
  • große Schulbuchaufträge im Rahmen einer zentralsiierten Schulbuchvergabe mit einem Volumen von mehr als 50.000 Euro

Der Börsenverein wird damit beauftragt zu prüfen, wie die im Preisbindungsgesetz verankerte Regelung zur Gewährung von Nachlässen für die öffentliche Hand zu Gunsten einer Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Schulbuchgeschäft geändert werden kann. 

Der Ausbildungs-Antrag

Der zweite Antrag, gestellt von Lutz Herberg, Bargteheider Buchhandlung, dreht sich um das Thema Ausbildung. Beschlossen wird, nach längerer Diskussion: "Der Börsenverein wird beauftragt zu prüfen, wie die Bereitschaft der Verlage und Buchhandlungen zur Ausbildung erhöht werden kann. Es soll bei nachgewiesenem Bedarf eine finanzielle Förderung aus Mitteln Dritter eruiert werden."

Der Antrag hat dabei mehrere Abänderungen erfahren: Herberg hatte eigentlich auch vorgeschlagen, die Ausbildung aus Miteln des Börsenvereins zu fördern – und die bisherigen Erleichterungen bei der Ausbildungsberechtigung zu prüfen und wieder einzuführen. Damit kann sich die Hauptversammlung nicht anfreunden. Monika Kolb-Klausch, Bildungsdirektorin des Börsenvereins, macht noch einmal deutlich, dass die Qualität der Ausbildung gewährleistet sein müsse - und das werde mit der Ausbildungsberechtigung erreicht. Wenig Echo findet auch eine andere Idee von Herberg, jenseits vom Antrag: Er regt an, Verlage könnten Ausbildungsplätze im Buchhandel sponsern. 

12.20 Uhr

Ehrungszeit: Dieter Schormann, ehemaliger Vorsteher des Börsenvereins, bekommt die Friedrich-Perthes-Medaille. Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, die eigentlich die Plakette "Dem Förderer des deutschen Buches" bekommen sollte, fehlt wetterbedingt – ihr Flugzeug von Frankfurt nach Berlin musste umkehren, weil ein schweres Gewitter aufzog.  

12 Uhr

Jetzt stehen die Vorstandswahlen auf der Tagesordnung, die Kandidaten stellen sich kurz vor: Vorsteher Gottfried Honnefelder (Berlin University Press) und Schatzmeister Jürgen Horbach (Vemag) stehen dabei zur Wiederwahl, Thomas Gruß (HGV) tritt neu für den Zwischenbuchhandel an. Im Sortiment gibt es zwei Posten, aber drei Kandidaten – hier bewerben sich Stephan Jaenicke (Buchhandlung Jaenicke, Detmold) und Viola Taube (Buchhandlung Taube, Nordhorn) erneut um das Amt, dritter und neuer Anwärter ist Peter Reich von der Buchhandlung Brumby in Goslar, der für die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen antritt.  221 Mitglieder sind im Saal, um die neue Spitze zu wählen, hinzu kommen 113 Stimmvertretungen. Das Wahlergebnis wird erst nach der Mittagspause bekanntgegeben.

10.45 Uhr

"Auch ein Schatzmeister hat Wünsche und Träume": Mit diesem Satz und Mascha Kalékos Gedicht "Der Mann im Mond" beginnt Jürgen Horbach seinen Finanzbericht. Einige seiner Wünsche seien 2010 in Erfüllung gegangen: Eine gute Zukunftslösung für die BAG und das vorzeitige Ende der Leipziger Baustelle Haus des Buches - durch vorgezogene Sondertilgungen. Horbach erinnerte aber auch daran, dass diese beiden Problemfelder nur durch die wirtschaftliche Leistungskraft von Ausstellungs- und Messe-GmbH und MVB zu beheben gewesen seien. Allein die AuM habe 90 Prozent der Lasten aus dem Leipziger Haus des Buches in den vergangenen Jahren geschultert.

Wichtigste wirtschaftliche Größe ist für Horbach die Liquidität der Börsenvereinsgruppe. Die liquiden Mittel belaufen sich zm 30. April auf 25 Millionen Euro – 9,8 Millionen davon sind 2009 aus dem Verkauf des Technischen Buchhändlerhauses geflossen und werden das neue Domizil des Verbands in der Frankfurter Braubachstraße mitfinanzieren. Das Projekt sei solide kalkuliert, versicherte Horbach: "Fälle wie die BAG oder das Leipziger Haus des Buches werden sich nicht wiederholen".

Danach stellte Horbach im Detail die Zahlen für 2009, 2010 und 2011 vor. Dabei schlägt 2009 ein Verlustausgleich für den Mediacampus Frankfurt zu Buche – hier habe der Verband eigentlich schon auf eine ausgeglichene Position gehofft, das sei jedoch nicht geglückt, so der Schatzmeister.

Das Budget 2011 soll unter dem Strich mit einem mageren Jahresergebnis von 92 Euro abschließen – durch sinkende Beitragseinnahmen stoße der Verband mehr und mehr an die Grenzen seiner Möglichkeiten, so Horbach: "Weitere Einsparungen lassen sich nur durch Leistungseinschränkungen erreichen". Der Verband sei jedoch ebenso Wirtschafts- und Lobbyvertretung wie Kultur- und Bildungsverband. Müsse der Rotstift weiter angesetzt werden, sei genau zu überlegen, wo die Kernkompetenzen des Verbands liegen würden.  

Bei der Diskussion des Finanzberichts fragt Albrecht Hauff von Thieme nach, warum der Vorstand Beitragserhöhungen so klar ausschließe: Er könne sich durchaus vorstellen, die Beiträge regelmäßig um 1 bis 1,5 Prozent anzupassen, nicht zuletzt, um die Inflationsrate auszugleichen. 

Die Hauptversammlung genehmigt den Abschluss für das Vereinsjahr 2008 und das Budget für 2011. Der Finanzbericht des Börsenvereins ist auch online abrufbar unter www.boersenverein.de 

10.30 Uhr

Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis tritt ans Rednerpult und spricht über die Herausforderungen für und über die Veränderungen in der Branche: „Wir werden uns den Mai 2010 merken müssen, weil ein Gerät auf den Markt gekommen ist, das viel verändern wird, das iPad.“

Das iPad stehe als Symbol für eine Veränderung, in der sich auch die Buchbranche befinde. Es würden sich auch die Dienstleistungen des Verbands ändern und man werde neue Mitglieder aufnehmen, Dienstleister, deren Leistungen man heute noch nicht kenne.

Es werde neue Player geben, ebenso wie neue oder veränderte Produkte. „Aber wir müssen uns klar darüber sein, dass es eine Entwicklung ist, die technisch getrieben ist.“ Die Branche sei gut beraten, „ diese Entwicklung mit Augenmaß zu verfolgen“. Nicht alles werde sich sofort verändern.

Skipis sagte, die Branche müsse sich fragen, wo ihr USP liege – und betonte: „Wir haben die Inhalte, bieten veredelte Inhaltsprodukte. Aufspüren, veredeln von Content, das ist unsere Kernkompetenz.“ Der Vertrieb von Inhalten hieße Orientierung bieten, Service, Beratung und Kauferlebnisse, dafür stehe die Buchbranche, das seien die Wurzeln, unabhängig von den Trägern der Informationen.

„Ich rede von einer Branche, die die Gesellschaft entwickelt. Von uns kann man inhaltlich mehr erwarten als von Plattformen wir Youtube, die überbordern vor Inhalten. Wir haben die besten Voraussetzungen, die Entwicklung zu gestalten. Wir haben als Branche Zukunft.“

Dass die Digitalisierung den Buchmarkt komplett umkrempeln werde, glaubt Skipis nicht: „Wenn Sie mich nach der Relevanz von E-Books und digitalen Inhalten fragen, ist eine Antwort schwer. Ich schätze, wenn sie fünf Prozent Marktanteil haben in 2014 ist es schon eine enorme Entwicklung gewesen.“

Auf diesem Weg wolle der Verband seine Mitglieder unterstützen. Um herauszufinden, welche Dienstleistungen den Mitgliedern am meisten nützen, werden in den kommenden Monaten eine Mitgliederumfrage durchgeführt. „Wir möchten von ihnen erfahren, welche Dienstleistungen Sie benötigen.“

Dazu gehört beispielsweise libreka! Mit der Plattform habe der Börsenverein die Möglichkeit eröffnet, dass alle in der Branche am digitalen Geschäft partizipieren können. Zwar seien die Umsätze sehr gering, „aber wir haben die Chance, Geschäftsmodelle zu entwickeln.“ Die Querelen darüber, wie diese aussehen könnten, seien ihm nicht entgangen. „Das Entscheidende ist, dass wir eine Plattform und ein Angebot haben. So sind wir in der Lage, mit Apple und Google zu sprechen und können sagen, dass wir Inhalte haben.

„Lassen Sie uns nicht über die Mängel hinwegsehen. Behalten wir im Auge, dass wir ein Produkt haben, um das uns andere Länder beneiden.“

In Sachen Interessenvertretung sagte Skipis, dass sie künftig noch verstärkt werden müsse. Zum Beispiel beim reduzierten Mehrwertsteuer. Bislang sei  es hier noch einmal gut gegangen. „Wir glauben aber, dass wir es noch erleben werden, dass die Mehrwertsteuer erhöht wird und in diesem Zuge der reduzierte Mehrwertsteuersatz gleich mit."

Bei der Piraterie habe der Börsenverein einen großen Erfolg erreicht, allerdings noch nicht das Ziel. Die Bundesregierung sei sensibilisiert, dass daran nicht mehr vorbeigegangen werden könne.

Auch beim Google Settlement habe man erreicht, „dass es uns nicht schädigt“. Die Sensibilisierung für das Thema sei gelungen, auch bei der Bundesregierung. „Das ist ein großer Erfolg.“

Zu den strukturellen Veränderungen des Börsenvereins sagte Skipis: Ob Bundesverband und Landesverbände zusammengingen, sei ein völlig offener Prozess, „bei dem ich nicht weiß, wie er ausgeht“.

In punkto Finanzen betonte der Hauptgeschäftsführer, dass die Aufstellung des Budgets 2011 dem Börsenverein große Sorgen bereitet habe, weil die Mitgliederzahl weiter sinken werde. Zugleich hätte die Mitglieder-Werbeaktion 185 plus in den ersten vier Monaten 2010 mehr als 220 neue Mitglieder gebracht.

10.20 Uhr

Auch auf die angedachten Veränderungen der Verbandsstruktur ging Honnefelder kurz ein. Ziel sei dabei kein Zusammenlegen des Landesverbands NRW und des Bundesverbands um jeden Preis: "Das Ziel ist ein schlanker Verband mit schneller und koordinierter strategischer Handlungsfähigkeit". Dabei müsse eine effektive regionale Willensbildung allerdings bewahrt bleiben.

Veränderungen prägen laut Honnefelder auch die Finanzierung des Verbands. Dem Rückgang der Mitgliedsbeiträge stelle sich der Verband bereits mit einer strikten Sparpolitik und intensiven Akquise-Anstrengungen. "Es ist aber deutlich zu erkennen, das in Zeiten knapper und äußerst sparsam eingesetzter Finanzmittel sehr genau der Blick von Sparte zu Sparte wechselt, von groß zu klein, von klein zu mittel, mit der immer deutlicheren Frage: Wie viel Geld fließt in den anderen Bereich, wie viel Geld fließt in meinen Bereich?".

Beim Geld, so Honnefelder, höre Feundschaft bekanntlich auf. Die bislang selbstverständliche Solidarität der Sparten und die Solidarität zwischen Groß und Klein innerhalb der jeweiligen Sparten scheine zunehmend in Frage gestellt zu werden. "Für einige mag es ein Begriff aus dem vorigen Jahrhundert sein: Ich appelliere dennoch an Sie: Wir sollten wieder unser Solidaritätsgefühl gewinnen, aus dem heraus unsere Gründungsväter den Börsenverein gegründet haben und das zum Kern unserer Identität gehört", sagte Honnefelder: "Nicht nur der Börsenverein, auch dieses Solidaritätsgefühl feiert deshalb in diesem Jahr den 185. Geburtstag."

10.10 Uhr

Dass sich die Marktbedingungen verändern - das zeigt sich für den Vorsteher auch bei der BAG. Im Januar 2007 habe der Vorstand die Verantwortung für die BAG übernommen, die wegen "unverantwortlicher Misswirtschaft" kurz vor dem Konkurs stand. Mit ca. 14 Millionen Euro sei es gelungen, ein branchennotwendiges neutrales Abrechnungssystem zu stabilisieren und vermutlich einen weitaus höheren Schaden bei einer Vielzahl unserer Mitglieder im Falle des Konkurses der BAG zu verhindern. In jüngster Zeit sei des Abrechnungsvolumen jedoch weiter zurückgegangen: "Weniger Kunden nehmen am Abrechnungsverkehr teil, das Volumen bestehender Kunden sinkt. Andere Player aus der Branche sind hinzugetreten, die ebenfalls hochprofessionelle Angebote haben". Das Abrechnungssystem, so notwendig es auch für die Branche sei, müsse jedoch betriebswirtschaftlich sinnvoll, also ohne Zuschüsse und Risiken realisiert werden können. Deshalb brauche die BAG einen strategischen Partner. Der sei mit der DZB-Bank gefunden, die die Geschäfte im Sinne der Mitglieder fortführe. Ein Fachbeirat werde die Arbeit und den Nutzen der BAG für die Branche intensiv begleiten. "Damit bleibt die BAG unsere BAG, auch wenn sie von der DZB Bank künftig geführt wird".

9.45 Uhr

Die Hauptversammlung ist eröffnet - und zum Auftakt seines Vorstandsberichts geht Vorsteher Gottfried Honnefelder auf die Diskussion um den Mediacampus Frankfurt ein, die sich in den vergangenen Wochen nach einem offenen Brief von 91 Auszubildenden entwickelt hat. Die Schüler hatten kritisiert, dass der Schwerpunkt der Ausbildung zu einseitig bei den neuen Medien gesetzt werde. Der Brief sei zwar an den Mediacampus adressiert, richte sich aber an die ganze Branche, betonte Honnefelder. "Die Sprache der Büchermenschen, unsere Sprache ändert sich mit großer Dynamik. Der Fokus unseres beruflichen Interesses verschiebt sich sichtbar. Für junge Leute verlangt das nach einer Antwort, und zwar nach einer inhaltlichen", so Honnefelder: "Wo liegt unsere berufliche Identität zwsichen alter und neuer Bücherwelt? Wo stehen wir eigentlich?".

Die Umsatzzahlen des deutschen Buchhandels sind für Honnefelder eindeutig: Selbst in der vielbesprochenen Finanzkrise habe sich das klasssiche Buch mit wachsenden Umsatzzahlen im Markt behauptet - ein Zeichen für die Attraktivität des gedruckten Buches. "Nur ein Bruchteil der mehr als eine Million lieferbaren Bücher reüssiert als elektronisches Produkt auf dem Markt", so der Vorsteher.

Aber: Die Dynamik des digitalen Marktes sei spürbar. Die Identität der Branche realisiere sich im Spannungsverhältnis zwischen alter und neuer Buchwelt. "Das macht es uns nicht leicht. Wir stellen uns dieser Auseinandersetzung", so Honnefelder - und der buchhändlerische Nachwuchs müsse das auch tun: "Mit seinem Brief nimmt er nicht nur engagiert Position für das Buch, sondern bereichert die Diskussion um die Entwicklung und Identität unserer Branche in einer schwierigen, aber chancenreichen Zeit der Veränderung. Wir können stolz auf unseren Nachwuchs sein", so Honnefelder.