Buchhändler-Aktionen

Gruselnacht im Ibis – 12. Erfurter Kinderbuchtage

18. Juni 2010
von Börsenblatt
Imagefördernd: Jedes Jahr im März stemmt Peter Peterknecht mit seiner Buchhandlung die Erfurter Kinderbuchtage. Mehr als 2.000 Kinder besuchen die Veranstaltungen.

Wenn Peter Peterknecht in der Mittagspause über den Einkaufsboulevard der Erfurter Altstadt läuft, tuscheln die Kinder: "Das ist doch der von den Büchertagen." Manchmal sprechen sie ihn an. "Für die Kinder bin ich nicht als Chef der Buchhandlung interessant, sondern weil ich die vielen tollen Veranstaltungen mache", sagt der 42-Jährige. Als das Ibis-Hotel 1999 Kinderbuchtage veranstaltete, kratzte das an seiner Berufsehre: Sofort schlug er dem Hotel vor, die Idee weiterzuentwickeln, erstellte ein Konzept. Mit Erfolg: Im März fanden die Kinderbuchtage zum zwölften Mal statt.

Schlafsäcke im Konferenzsaal

Die jährliche Aktion hinterlässt überall in Erfurt ihre Spuren. Fantasievoll gestaltete Straßenbahnen rattern durch die Stadt – während sich Kinder auf den Sitzen und dem Boden drängeln und konzentriert einer Lesung folgen. Ibis-Gäste müssen damit rechnen, nachts vom Getrappel kleiner Füße aufgeweckt zu werden, denn die Krimi- und Gruselnacht im Hotel ist einer der Höhepunkte im Programm. Bis nachts um zwei wird vorgelesen, dann rollen die Kinder im Konferenzsaal ihre Schlafsäcke aus. Am Morgen gibt es noch ein gemeinsames Frühstück.

Am letzten Tag findet im Atrium der Stadtwerke, Hauptsponsor der Kinderbuchtage, eine große Lesefete statt; diesmal stand sie unter dem Motto: "Willi will’s wissen" – mit Programmpartner Baumhaus-Verlag. Uwe Kaus, Autor von "Wer rennt, wenn’s brennt" erklärte die Arbeit der Feuerwehr. Die Kinder konnten in ein Feuerwehrauto klettern, unter der Anleitung von Studenten Experimente mit elektrischem Strom durchführen.

Bücherfete und Schmökerhits

Auf der Bücherfete werden auch die sogenannten Schmökerhits bekannt gegeben – gekürt von Schülern zweier Klassen, die vier Monate lang eine Buchauswahl von Peterknecht lesen und über ihre Favoriten diskutieren. Prominente Paten begleiten die Kinder, in diesem Jahr unter anderen ein Fußballer von Rot-Weiß Erfurt und zwei Hockeyspieler der Black Dragons.

Mehr als 2 000 Kinder haben die Termine diesmal besucht. Was bewegt Peterknecht, die zeitaufwendige Organisation und den Dauereinsatz bei den Kinderbuchtagen auf sich zu nehmen? "Wir lieben Kinder", sagt der dreifache Vater. "Wir versuchen, sie weit hochzuheben: Sie sollen spüren, dass sie uns wichtig sind." Die Haltung findet Widerhall: Die Kinderbuchabteilung erzielt 13 Prozent des Umsatzes, Tendenz steigend. "Wir erreichen, dass Kinder zu uns kommen, weil sie uns mögen und hier eine gute Beratung finden", bilanziert Peterknecht. Und baut aus: Künftig werden die Kinderbuchtage statt eine Woche zwei Wochen dauern – und mehr für zwölf- bis 15-jährige Leser bieten.

Kathrin Schrader