Branchen-Monitor

Umsatz April 2010

18. Juni 2010
von Börsenblatt
Die gute Stimmung hat nicht lange angehalten: Nachdem im März durch das Ostergeschäft satte Umsatzzuwächse erzielt worden waren, ging es im April wieder kräftig nach unten. Bei den Vertriebswegen Sortiment, E-Commerce und Warenhäuser schmolz der Barumsatz im Vorjahresvergleich um 4,1 Prozent ab.

Nach vier Monaten zeigt sich das Jahr 2010 nicht gerade von seiner besten Seite: Drei Monate deutlich im Minus, einzig der März im Plus, das allerdings mit 8,5 Prozent sehr hoch. Macht unter dem Strich eine Veränderung von minus 0,6 Prozent im Vergleich zu den Monaten Januar bis April 2009. Das geht aus den Berechnungen des Branchen-Monitors Buch hervor, der im Auftrag von Media Control GfK International erhoben wird. Auch der Gründonnerstag, letzter Einkaufstag vor Ostern, konnte das Ergebnis nicht zum Besseren wenden.

Die stationären Buchhändler sind wie meistens nicht so robust wie die Vertriebswege in summa betrachtet. Der Umsatzeinbruch im Bargeschäft fiel bei ihnen mit minus 8,1 Prozent weitaus dramatischer aus. Da ist das hauchdünne Plus von 0,7 Prozent im Rechnungsgeschäft nur ein schwacher Trost. Auch die Gesamtbilanz gibt Anlass zu größeren Bedenken: Das Minus beläuft sich in den ersten vier Monaten auf 4,4 Prozent.

Kinder- und Jugendbücher mit starken Einbußen

Wie kam es zu dem Umsatzrückgang? Über alle Absatzkanäle hinweg haben Hard- und Softcover 3,2 Prozent verloren, das Taschenbuch 4,9 Prozent (siehe Grafik). Hörbücher büßten gar zweistellig ein (minus 13,2 Prozent). Bei den Warengruppen mussten Kinder- und Jugendbücher mit nahezu 20 Prozent den größten Abschlag verkraften. Die hohe Messlatte, 2009 aufgelegt von Stephenie Meyer, ist derzeit auch nicht im Entferntesten zu erreichen. Nachfolge-Titel, die dem Vampir-Boom des vergangenen Jahres das Wasser reichen können, sind nicht in Sicht.

Geisteswissenschaft und Ratgeber im Plus

Weniger gefragt waren auch Bücher zu Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaft, die um 5,2 Prozent nachgaben. Einzige Gewinner im April: Geisteswissenschaften, Kunst und Musik mit einem Zuwachs von 4,1 Prozent sowie Ratgeber, die um 2,8 Prozent zulegen konnten.

Einzelhandel im ersten Quartal stabil

Die Buchhandelsentwicklung bis einschließlich April gibt Anlass zu einer kurzen Standortbestimmung, wie sich die Lage im Einzelhandel und die Stimmung bei den Konsumenten darstellt. Ein Blick auf die Umsätze im Einzelhandel zeigt, dass sich dort die Einnahmen im ersten Quartal 2010 nominal auf Vorjahresniveau bewegt haben. Real sanken sie nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes um 0,8 Prozent. Der sonstige Einzelhandel, zu dem auch Bücher gehören, legte real um 0,2 Prozent zu; nominal verlor er 0,8 Prozent. Die Einzelhandelsergebnisse für April liegen noch nicht vor.

Der zweite wichtige Indikator, die Stimmung der Konsumenten, hat sich im Laufe des Frühjahrs weiter aufgehellt. Nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung haben sich die Konjunktur- und Einkommensaussichten der Konsumenten deutlich verbessert. Allerdings könne die Anschaffungsneigung davon nicht profitieren. Die Konsumenten stünden momentan stark unter dem Eindruck der merklich in die Höhe gegangenen Energiepreise. Damit seien auch die generellen Preiserwartungen der Konsumenten wieder etwas angestiegen.

Christina Schulte