Kommentar

Firmengeschäft: Goldsucher mit Plan

24. Juni 2010
von Börsenblatt
Muss ein Buchverlag also erst einmal in Millionenhöhe investieren, um überhaupt beim Corporate Publishing mitspielen zu können? Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sandra Schüssel.
Eldorado heißt das sagenhafte Goldland im Inneren Süd­amerikas – Corporate Publishing der Verheißungsort vieler Verleger. Schließlich locken Marketingetats von Schwergewichten wie Audi, Mercedes und Unilever. Während Anzeigenverkauf und Vertriebserlöse in die roten Zahlen rutschen, steigen die Umsätze im Corporate Publishing Jahr für Jahr zweistellig.
Die Verlockung ist auch für Buchverleger groß, einfach mal loszulaufen: mit Handgepäck und wenig Kenntnis der Landschaft, in die man sich da hineinwagt. Bei solchen hemdsärmligen Expedi­tionen fallen Verlage nicht selten auf die Nase, da am Ende doch alles komplizierter ist als gedacht: Kunden erwarten eine für Verlage oft noch ungewohnte Dienstleistermentalität. Die nachgefragten Services passen womöglich nicht in das bisherige Produktraster, was zu hohen Aufwänden führt. Und ohne ein schlagkräftiges Vertriebs­team, das sich in den fremden Märkten auskennt, wird man nie eine Goldader treffen.
Muss ein Buchverlag also erst einmal in Millionenhöhe investieren, um überhaupt beim Corporate Publishing mitspielen zu können? Für Verlage, die eine vollständige Produktpalette vom Buch bis zur Website anbieten wollen, gilt dies sicherlich. Für alle anderen liegt die Kunst in der Beschränkung: Sie bieten nur die Medienformen an, die auf bestehendes Know-how in der Herstellung bauen. Corporate Book ja, Crossmedia nein. Man platziert sich als ­Ni­schen­anbieter für wertige, gedruckte Inhalte. Das ist genau das Richtige für Firmenkunden, die auf Qualität setzen.