Ein leuchtend roter Teppich führt zur Bühne. Hier hat heute schon Reinhold Messner seine Fußspuren hinterlassen, eben verabschieden sich die Schauspieler Andrea Sawatzki und Christian Berkel, und nun warten alle gespannt auf Ben Becker. Eine Szene aus Hamburg, Berlin oder Frankfurt? Falsch, die Stars sind zu Gast im ostfriesischen Wiesmoor. Veranstalterin des Events ist nicht etwa eine große Agentur, sondern Susanne Köster-Schoon, Inhaberin von Susannes Buchhandlung in dem 13.000-Einwohner-Ort.
Der Seewolf auf der Waldbühne und Hörbuch-Award
"Nach oben offen" heißt das Literaturfestival, das in diesem Jahr Premiere hatte. Messner erzählte von seinen Abenteuern auf den höchsten Gipfeln der Welt, Sawatzki und Berkel lasen aus "Gut gegen Nordwind", und abends inszenierte Ben Becker mit seiner Band das Bühnenabenteuer "Der Seewolf".
Der Startschuss für die Vorbereitungen fiel bereits ein Jahr zuvor. Als Veranstaltungsort hat die ehemalige TV-Redakteurin Köster-Schoon sich die Waldbühne in Wiesmoor ausgesucht. Sie erarbeitete ein Konzept, fotografierte die Schauplätze und bewarb sich damit bei den Agenturen der Künstler – Überzeugungsarbeit, die sich gelohnt hat. Die Buchhändlerin bekam die gewünschten Zusagen und erhielt dazu noch eine Anfrage, die sie nicht ablehnen konnte: Der Verlag Hörbuch Hamburg war daran interessiert, Sawatzki und Berkel im Rahmen der Veranstaltung den begehrten Hörbuch-Award zu verleihen. Köster-Schoon sagte zu und versprach, die Preisübergabe angemessen zu inszenieren.
Foto mit Star und kulinarische Pagoden-Stadt
Nicht nur den roten Teppich rollte die Wahl-Ostfriesin aus. Sie suchte sich auch Partner für eine kulinarische Pagoden-Stadt, engagierte Security-Mitarbeiter und installierte eine Sponsoren-Leinwand, vor der sich die Gäste mit "ihren" Stars fotografieren lassen konnten – ein Hauch von Hollywood in Wiesmoor. Dabei war das finanzielle Risiko nicht unerheblich. Mit Investitionen im "hohen fünfstelligen Bereich" ging Köster-Schoon in Vorleistung. Abgefedert wurden die Ausgaben durch die Unterstützung einiger Unternehmen, die jedoch nicht als Großsponsoren auftraten. Rund 1.300 Karten mussten verkauft werden, um das Projekt kostendeckend abzuschließen – und das hat auch geklappt.
Wein als Dankeschön
Ganz nebenbei hat die Buchhändlerin mit ihrem außergewöhnlichen Literaturfestival die Beziehung zu ihren Kunden intensiviert: Einen Tag nach der Veranstaltung stand das Telefon nicht still, viele Anrufer bedankten sich für den schönen Tag, schwärmten von der tollen Atmosphäre und schickten sogar Wein an die Veranstalterin. Ist so viel positives Feedback nicht Ansporn für eine Neuauflage? "Gut möglich", sagt Susanne Köster-Schoon, "die ersten Karten könnten wir auf jeden Fall jetzt schon verkaufen."
Natascha Manski
