Run auf Sarrazin-Buch

2. September 2010
von Börsenblatt
Thilo Sarrazin spaltet die Öffentlichkeit. Während sich quer durch die Parteien eine politische Einheitsfront gegen den Autor und sein "nicht hilfreiches" Buch formiert hat und Talker wie Reinhold Beckmann angesichts der Brisanz des Falles das neue Sende-Format des Tribunals ausprobieren, giert das Publikum nach Sarrazins düsteren Befunden.

Dass der Verlag, die DVA, mit diesem Ausmaß des Buchspektakels jedenfalls nicht gerechnet hat, beweist die geradezu minimalistische Startauflage von 25. 000 Exemplaren, die ebenso wie die Zweit­auf­lage sofort vergriffen war. Auflage drei und vier sind unterwegs, damit wäre in wenigen Tagen bereits die 100.000er-Marke geknackt.
"Deutschland schafft sich ab" entwickelt aber auch Sogkraft für andere Titel. Beim Amazon-Verkaufsranking steigt in Sarrazins Gefolge eine Reihe geistesverwandter Titel auf Spitzenplätze, darunter Jörg Schönbohms Polemik "Politische Korrektheit – Das Schlachtfeld der Tugendwächter" (Manuscriptum Verlagsbuchhandlung) und die rechtsverdächtige Broschüre "Der Fall Sarrazin – Eine gescheiterte Tabuisierung" im Antaios Verlag.
Derweil hat die Buchhandlung Decius in Hildesheim wegen befürchteter Proteste eine geplante Lesung mit Sarrazin abgesagt. Hildesheim sollte die erste Station auf der Lesereise des Autors sein.

wos