Deutscher Bibliotheksverband

Sparzwang legt kommunale Büchereien lahm

14. September 2010
von Börsenblatt
59 Prozent aller kommunalen Bibliotheken sind von Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung bereits jetzt oder in den nächsten Monaten betroffen. Dies ergab eine Umfrage, die der Deutsche Bibliotheksverband von April bis Mai 2010 unter seinen 1.284 hauptamtlich betriebenen kommunalen Bibliotheken durchgeführt hat.

Die Ergebnisse der Umfrage: 20 Prozent aller Bibliotheken müssen seit dem Frühjahr 2010 mit einer globalen Haushaltssperre arbeiten, in Städten über 100.000 Einwohner sind es 40 Prozent aller Bibliotheken. Bei 43 Prozent sind Kürzungen der Mittel bereits realisiert oder fest geplant, bei 28 Prozent sollen die Gebühren erhöht werden, ein Drittel wurde aufgefordert, Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung einzureichen.

Die Krise der öffentlichen Haushalte wirke sich jetzt unmittelbar auf die Angebote der Bibliotheken aus: 38 Prozent der kommunalen Bibliotheken haben entweder zeitlich begrenzte oder dauerhafte Kürzungen in ihrem Erwerbungsetat zu verkraften, so das Ergebnis der Umfrage. Es gibt bereits Bibliotheken, die in diesem Jahr ganz ohne Medienetat auskommen müssen. 8 Prozen der Bibliotheken müssen Öffnungsstunden kürzen, 23 Prozent der Bibliotheken Veranstaltungen und andere Angebote reduzieren, 13 Prozent bereits geplante Projekte, wie z.B. Baumaßnahmen streichen. 20 Bibliotheken melden, dass sie bereits ganze Abteilungen oder Zweigstellen schließen mußten oder diese Schließung droht.

„Das Zusammentreffen von Etatkürzungen, Reduzierung der Bibliotheksangebote, Verringerung der Öffnungszeiten bei gleichzeitiger Gebührenerhöhung und schleichendem Abbau des Personals wird die Dienstleistungen der Bibliotheken massiv beschneiden. Diese sukzessive Aushöhlung der Bibliotheken trifft in vielen Fällen auf eine grundlegende, schon länger bestehende unzureichende Grundausstattung. Der gesellschaftliche Anspruch auf öffentliche Bibliotheksleistungen, der u.a. eine flächendeckende Versorgung mit Bibliotheken vorsieht, kann in weiten Teilen nicht mehr erfüllt werden,“ erläutert Monika Ziller, Vorsitzende des Bibliotheksverbandes.