Buchhändler-Aktionen

Regensburg in tausend Teilen

4. Oktober 2010
von Börsenblatt
Der Regensburger Buchhändler Ulrich Dombrowsky ist bekannt für einfallsreiche Aktionen: Sein Regensburg-Puzzle ist beste Werbung – und längst ausverkauft.
Es soll ja Leute geben, die sich beim Puzzeln entspannen. Die nicht verzweifeln, wenn 1.000 fast identische Kartonschnipsel auf dem Tisch liegen, die so arrangiert werden sollen, dass sie ein hübsches Bild ergeben. Ulrich Dombrowsky ist so jemand – er kann dem Hobby Puzzeln einiges abgewinnen.

Selbst entworfenes Regensburg-Puzzle

Mit seiner Frau brütet der Buchhändler an langen Winterabenden über Exemplaren aus etlichen Teilen. Sein Lieblingsmotiv: Regensburg, Unesco-Welterbe-Stadt, Dombrowskys Heimat und Sitz seiner gleichnamigen Buchhandlung. Dass er Regensburg mit den mittelalterlichen Gässchen, Türmchen und  Häusern überhaupt zusammenbauen kann, dafür hat er selbst gesorgt: Weil es kein Regensburg-Puzzle gab, hat er eines entworfen – und daraus ein Geschäftsmodell gemacht.

Der Fotograf Herbert Stolz hatte das passende Motiv parat – eine Luftnahme der Altstadt –, weil er bereits einen großformatigen Kalender der Domstadt gestaltet hatte. Mit Christine Kindermann, die vor Ort einen Spieleverlag führt und schon ein Regensburg-Memory herausgebracht hatte, fand Dombrowsky die passende Geschäftspartnerin.

Regensburg unterm Weihnachtsbaum

Für das Weihnachtsgeschäft 2009 ließen die beiden 1.000 Puzzles im Format 70 mal 50 Zentimeter drucken. 7.000 Euro kostete die Herstellung, für 19,95 Euro pro Stück wurden die Puzzles verkauft. Kosten und Einnahmen teilte man sich fifty-fifty. Die eigentliche Produktion übernahmen die Puzzle-Profis von Ravensburger – schließlich sollten die Teile passen, sauber ausgestanzt und stabil sein.  "Bei solchen Aktionen wird viel dilettiert", warnt Ulrich Dombrowsky, "man sollte unbedingt Kompetenzpartner ins Boot holen."

Puzzle Nr. 1 für den Oberbürgermeister

Auch bei der Werbung überließ Dombrowsky wenig dem Zufall. Am 1. Dezember drückte er dem Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger Puzzle Nummer eins werbewirksam in die Hand – und hatte dazu die lokale Presse geladen, die gern berichtet, wenn Politprominenz öffentlich auftritt.

Auf der Suche nach dem passenden Teil: Gewinnspiel für Kunden

Eine gut ausgedachte Kundenaktion komplettierte die Werbeoffensive: Der Buchhändler stellte ein fertiges Puzzle im Laden auf – mit fünf fehlenden Teilen. Gleichzeitig erhielten 2.000 Kunden Briefe mit je einem Puzzleteil – darunter die fehlenden fünf. Im Laden konnten die Kunden ausprobieren, ob das Teilchen aus ihrem Brief ins Puzzle im Laden passte – war dies der Fall, durften sie den kompletten Karton mit nach Hause nehmen. Das Beste daran: "Kunden, die kein Glück hatten, haben das Puzzle dann fast immer gekauft", erklärt Dombrowsky, "inzwischen ist es längst ausverkauft."

Die Puzzle-Werbeaktion würde er auch anderen Buchhändlern empfehlen – "als Motiv funktioniert zum Beispiel auch die schöne Fassade einer Buchhandlung".

Beate Semmler