Frankfurter Buchmesse

Mehr Hardcore – brechen Autoren und Verlage alle Tabus im Jugendbuch?

7. Oktober 2010
von Börsenblatt
Sexualität, Gewalt, Tod: Über Tabubrüche im Jugendbuch diskutierten heute im Börsenblatt-Café Verleger, Buchhändler und Jugendliche. Mit Tonaufzeichnung.

Auf dem Podium: Jutta Bummel (Buchhandlung Eulenspiegel, Hochheim), Ilona Einwohlt (Autorin), Klaus Willberg (Thienemann), Nikolai Albrecht und Darius Pfannkuch. Moderiert wurde die Veranstaltung von Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck. 

Wie sind die Erfahrungen Jugendlicher mit Tabu-Themen? Selbstverständlich findet man heute alles im Netz, bestätigten die Jugendlichen Nikolai und Darius dem Moderator. Für Verleger Klaus Willberg bedeuten die vermehrten Tabubrüche im Jugendbuch letztlich, "die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie sind". Ilona Einwohlt, die eine Sammlung erotischer Geschichten für Jugendliche herausgegeben hat, sieht das Thema Sexualität nicht als Tabuthema. "Darüber müssen sich die Jugendlichen heute auskennen", sagt sie. Die Jugendlichen auf dem Podium fühlten sich gut informiert, sogar überinformiert. "In der ersten Geschichte dieser Sammlung war mir der Sex zu genau beschrieben", sagt Darius. Er will lieber nicht weiterlesen.

"Nur weil man alle Informationen herankommt, heißt das nicht, dass wir gegenüber den Jugendlichen keine Verantwortung haben", erklärte Buchhändlerin Jutta Bummel. Zudem müsse sie an ihre Zielgruppe denken - nach wie vor würden Jugendbücher häufig von Erwachsenen, auch von den Großeltern gekauft. Man sollte lieber über Qualität statt über Tabubrüche reden, meinte Willberg. "So lange man das Gesetz nicht bricht, darf das Jugendbuch alles", sagt er. "Das, was gut ist, lese ich halt lieber", stimmte Nikolai zu.  

Aber was vertragen die Jugendlichen? Mit 15 sicher mehr als mit elf. Altersangaben auf den Büchern findet  Buchhändlerin Jutta Bummel dennoch nicht sinnvoll, weil es eher vom Entwicklungsstand als vom Alter abhänge, was Kinder verstehen und aufnehmen könnten.