Kommentar

Das Filetstück ist verkauft

20. Oktober 2010
von Börsenblatt
Random House hat den Hörverlag übernommen; die Chefin Claudia Baumhöver bleibt an Bord. "Der Bertelsmann-Konzern ist mehr als gut beraten, wenn er ihr freie Hand lässt", meint  Börsenblatt-Redakteurin Sabine Schwietert.
Am Ende haben es wieder alle gewusst: Der Hörverlag (DHV) ist chancenlos, ohne neuen "Harry Potter", in einem stagnierenden Markt. Die Bertelsmann-Tochter Random House hat sich nun erbarmt. Warum wohl? Vielleicht weil das Hörbuch auch 2009 wieder zugelegt hat, wenn auch nur um 1,4 Prozent. Weil Audiobooks heute in allen Medien präsent sind. Weil die Vertriebswege von der Tankstelle über das Internet bis hin zum Discounter immer vielfältiger werden. Oder weil der Hörverlag einfach die ­stärkste Marke der Branche ist.
"Hauptsache, Claudia Baumhöver bleibt an Bord", kommentierte ein Beteiligter die Transaktion. Tatsächlich hat sie das "neue" Hörbuch aus der Taufe gehoben. 1994 übernahm Claudia Baum­höver die Geschäfte des gerade in München gegründeten Hörverlags. Der Aufstieg des Hörbuchs begann.

Ob "Sofies Welt", damals 1995, oder jetzt Peter Matićs Lesung von Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit": Aus der Lindwurmstraße kommt gleichbleibend hohe Qualität. Claudia Baumhöver und ihr Team glauben an das Medium – und trauen sich etwas. Zum Beispiel die O-Ton-Edition "Lyrikstimmen", von der der Hörverlag 9 100 Exemplare zum Preis von 49,95 Euro verkauft hat. Das müssen andere erst einmal nachmachen.
Der Bertelsmann-Konzern ist mehr als gut beraten, wenn er Claudia Baumhöver freie Hand lässt – auf dass viele schöne neue Hörbücher entstehen, die das Audiobook noch weiter nach vorn bringen. Ach ja, auch die Wettbewerber halten Gutes bereit. Die Branche sieht dem Weihnachtsgeschäft entspannt entgegen.