Kommentar

Kinder- und Jugendbuch: Klare Sicht auf neue Ideen

10. November 2010
von Börsenblatt
"Die Studie Kinder- und Jugendbücher 2010 geht jeden in der Branche an. Ihr Wert lässt sich gar nicht hoch genug einstufen." Ein Kommentar von Börsenblatt Redakteurin Tamara Weise.
Die Lage könnte kaum besser sein: Immer mehr Deutsche kaufen Kinder- und Jugendbücher – und geben auch immer mehr Geld dafür aus, wie eine neue Verbraucherstudie zeigt (unser Thema der Woche im aktuellen Börsenblatt, das morgen erscheint). Seit 2006 ist der Kreis der Käufer um rund eine Million gewachsen, der Umsatz stieg um 111 Millionen Euro, der Absatz um knapp acht Millionen Exemplare.
Was nach märchenhaftem Erfolg klingt, hat handfeste Gründe. Die zwei wichtigsten: Erstens nimmt die Titelvielfalt der Verlage zu, sodass kaum noch ein Käuferwunsch unerfüllt bleibt. Und zweitens räumt der Buchhandel der Warengruppe heute mehr Platz ein – und agiert bei Kinder- und Jugend­büchern einfallsreicher denn je.
Produzenten, Händler und Kunden im Gleichklang: Das ist, leider, nicht der Normalfall. Und klappt auch bei Kinder- und Jugendliteratur nicht immer. Titel zu Sachthemen haben der Studie zufolge ihren Zenith deutlich überschritten. Weil das Internet, mit seinem kostenlosen Wissen und seinen interaktiven Angeboten, dem Buch hier den Rang abläuft? Gut möglich. Aber was wohl auch stimmt: Das Angebot passte nicht zur Nachfrage; zu viele Verlage machten zu viel des Gleichen – Erfolg wurde nicht initiiert, sondern kopiert. Kurzum: Sachthemen verlieren in der Nutzergunst – was den Markt wieder geraderückt.

Ein Wort zur Studie selbst: Ihr Wert lässt sich nicht hoch genug einstufen. Jeder, der mit Büchern zu tun hat, sollte einen (langen) Blick hineinwerfen – auch wenn der eigene Arbeitsschwerpunkt in ganz anderen Marktsegmenten liegt. Denn die Studie hilft dabei, alle Buchkäufer und -leser näher kennenzulernen. Und Ideen zu entwickeln, die noch keiner hatte.