Interview

"Um als Jurist professionell arbeiten zu können, braucht man Pluralität"

24. November 2010
von Börsenblatt
Wolters Kluwer Deutschland baut sein Portfolio aus – zuletzt mit der Übernahme von LexisNexis Deutschland. boersenblatt.net sprach mit CEO Ulrich Hermann über die Strategie im RWS-Markt und über Google als Marketing- und Vertriebsinstrument für den Verlag.

Mit der Übernahme von Lexis Nexis Deutschland stärkt Wolters Kluwer seine Position im RWS-Markt deutlich. Bei Online-Rechtsinformationen sind Sie nun auf Augenhöhe mit beck-online und Juris. Wollen Sie die Nummer 1 werden?

Ulrich Hermann: Die Übernahme von LexisNexis Deutschland ergänzt unser Angebot hervorragend – nicht nur mit der Online-Datenbank Lexis Nexis Recht, sondern auch mit dem ZAP Verlag und dem RENO-Verlag. Wir bieten auf diese Weise nicht nur erstmalig ein vollständiges Angebot an Primärinhalten– also Gesetze und Entscheidungen –, dies im selben Umfang wie die Datenbank Juris, sondern können auch die Sekundärinhalte wie beispielsweise juristische Kommentare deutlich ausbauen. Die eigenen Verlage Heymanns, Luchterhand und Werner sowie die akquirierten Marken decken künftig alle wesentlichen Rechtsgebiete ab, so dass wir zudem als Alternative zu beck-online in Betracht kommen. In einigen Bereichen – wie Baurecht oder gewerblicher Rechtsschutz – sind wir bereits führend.

Werden Sie Ihr Angebot an Inhalten auch mit den Inhalten Ihrer Wettbewerber im Verlagsbereich ergänzen?

Bestimmt. Dies zeigen auch bestehende sinnvolle Kooperationen, etwa die, die wir jetzt schon mit der Haufe Mediengruppe haben. Es geht uns nicht nur um unsere eigene juristische Fachliteratur, denn unser Angebot für den Anwalts- und Notariatsmarkt soll ja alle wichtigen Strömungen der Rechtswissenschaft abbilden. Um im juristischen Bereich professionell arbeiten zu können, braucht man Pluralität. Deshalb ist Wolters Kluwer im Online- und Software-Bereich für Content-Partnerschaften offen. Unsere zukünftige Onlineplattform hat strategisch eine vergleichbare Position wie die Buchhandelskette des Marktführers Beck. Hier wie dort zählt die Vielfalt der Inhalte.  

Sie plädieren dafür, dass Fachverlage die Chancen von Internetdiensten wie Google nutzen sollten. Weshalb?

Google eignet sich in besonderer Weise als Vertriebskanal für unsere Angebote. Es bietet die logistische Infrastruktur. Aber es ersetzt in keiner Weise die qualitätsgesicherten, zitierfähigen Informationen, die Fachverlage bereitstellen. Google ist ein Weg, um auf Fachangebote aufmerksam zu machen und auf sie hinzuführen. Wir nutzen Google also als Suchmaschine für das Produktmarketing – nicht mehr und nicht weniger. Die Relevanz des Suchergebnisses bei Google orientiert sich an den zum eingegebenen Schlagwort verfügbaren Inhalten. Die Relevanz der Suche in juristischen Datenbanken dagegen orientiert sich am Kontext der Fragestellung.

Und Google Books?

Unsere Titel werden natürlich auch in der Buchsuche angezeigt. Sich Bücher auszugsweise vorher anzusehen hilft den Kunden, Kaufentscheidungen abzusichern.

Werden Sie auch E-Books über Google Editions verkaufen?

Die Gespräche darüber laufen derzeit.