Konferenz Academic Publishing in Europe

Datenströme beherrschen

11. Januar 2011
von Börsenblatt
Wissenschaft und Verlage haben sehr unterschiedliche Ansprüche und oft einander widersprechende Vorstellungen von Geschäftsmodellen. Die Beiträge des ersten APE-Konferenztags machten trotz mancher Anachronismen deutlich, das beide Seiten mehr denn je aufeinander angewiesen sind.

Die Menge an Forschungdaten wächst rasant. Wie Wissenschaftler und Verleger mit der Datenflut umgehen, war Thema der Keynote von John Wood, dem Generalsekretär der Vereinigung der Commonwealth Universitäten. Wood, der zugleich eine europäische Arbeitsgruppe für wissenschaftliche Daten leitet, sprach von mehrfachen Herausforderungen, die Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen zu bewältigen haben, wenn sie ihre Datenströme koordinieren und integrieren wollen. Es sind technische Probleme zu lösen – etwa bei der Bereitstellung ausreichender Datenspeicher und Rechnerkapazitäten oder bei der Kommunikation verschiedener Forschungsnetze. Es müssen im europäischen Rahmen sprachliche Probleme gelöst werden – und schließlich sind nationale gesetzliche Regeln (Urheberrecht etc.) zu beachten. Wood stellte diese Entwicklungen in einen Zeithorizont von 20 Jahren („Vision 2030“).

Die zweite Keynote der APE kam ebenfalls aus dem Bereich der Wissenschaftsorganisationen. Jos Engelen, Präsident des niederländischen Forschungsrats, appellierte an die Wissenschaftsverleger, ihr Geschäftsmodell zu überdenken: Das Abonnements-Modell (subscription model) stehe einer Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Wege. Deshalb sollten Verlage zum autorfinanzierten Open Access übergehen – eine Position, die bei einigen Zuhörern Déjà-Vu-Erlebnisse auslöste. Engelen betonte aber durchaus die wichtige Funktion, die Verlage beim Open Access leisteten. Nur sie könnten die Qualität der Inhalte garantieren (durch Peer Review, Lektorat etc.) und für die Attraktivität der Produkte sorgen. Das Problem: Im Open Access-Geschäftsmodell kommt die Marktbetrachtung zu kurz. Wenn der Autor zahlt, spielt die effektive Nachfrage nach den Publikationen eine untergeordnete Rolle. In der Diskussion waren es daher vor allem die Verleger, die kritische Fragen stellten, und Engelen vorhielten, nicht bis zu Ende gedacht zu haben.

Am Nachmittag des ersten Konferenztages steht das Thema Peer Review im Mittelpunkt – ein Qualitätssicherungsprozess im wissenschaftlichen Publizieren, der wegen der Fülle an Publikationen unter immer größerem Zeitdruck stattfindet. Um mehr Transparenz in das Begutachtungsverfahren zu bringen, werden im Internet zahlreiche neue Formen der Peer Review gestestet – beispielsweise mit Nennung der Gutachternamen oder Einbeziehung der Wissenschaftscommunity, wie Adrian Mulligan von Elsevier (Oxford) in seinem Vortrag sagte.

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