Frankfurter Buchmesse

Buchmesse Kairo bis auf Weiteres abgesagt

31. Januar 2011
von Börsenblatt
Der für vergangenen Samstag vorgesehene Start der Cairo International Book Fair (CIB) ist den Unruhen in Ägypten zum Opfer gefallen. Ein Gespräch mit Claudia Dobry, zuständige Projektmanagerin für den Deutschen Gemeinschaftsstand und seit Samstag wieder zurück aus Kairo und Tobias Voss, Leiter der Internationalen Abteilung.

In den Medien war bereits zu hören, dass die Eröffnung der Cairo International Book Fair nicht stattgefunden hat. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Claudia Dobry: Derzeit haben wir keine Infos zum aktuellen Stand. Am Samstag hieß es seitens der Deutschen Botschaft, dass die Messe auf ungewisse Zeit verschoben wird. Im Moment kann ich das Goethe Institut in Kairo, mit dem wir eng zusammenarbeiten, leider nicht erreichen.

 

Frau Dobry, Sie waren von Mittwoch bis Samstag selbst in Kairo und haben den Deutschen Gemeinschaftsstand mit aufgebaut, wie hat sich die Lage vor Ort für Sie dargestellt?
Dobry: Ich bin am Mittwoch hingeflogen und am Donnerstag auf das Messegelände gegangen. Mit Tobias Voss in Frankfurt war ich in ständigem Kontakt und wir haben uns täglich beraten und geschaut, wie sich die Lage entwickelt. Am Donnerstag war noch alles normal, aber man wusste, dass der Freitag der Tag der Entscheidung wird. Also habe ich bereits am Donnerstag Abend den Deutschen Gemeinschaftsstand soweit fertig gemacht. Am Freitag bin ich im Hotel geblieben. Und ab 15 Uhr hat sich das Blatt schlagartig gewendet. Es gab Demonstrationen an jedem Ort. Ich habe alles vom Hotel aus verfolgt. Es wurde immer ungemütlicher.

Tobias Voss: Wir haben sofort mehrere Flüge gebucht und am Samstag früh konnte Frau Dobry mit Egypt Air zurückfliegen.

 

Welche Deutschen Verlage hatten sich für den Gemeinschaftstand angekündigt und, ist noch jemand vor Ort? 
Dobry: Es hatten sich fünf Verlage angemeldet (Vandenhoeck & Ruprecht, Suhrkamp, Tessloff, Schweizerbart und Borntraeger und die Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft). Von Vandenhoeck & Ruprecht wollte jemand anreisen. Ich habe bereits am Donnerstag mit dem Verlag telefoniert und Bescheid gesagt, dass niemand kommen soll. Der Standbauer aus Berlin, mit dem wir zusammenarbeiten, konnte auch am Samstag zurück fliegen. Autoren aus Deutschland waren in diesem Jahr keine eingeladen.

 

Wie geht es jetzt vor Ort auf dem Messegelände weiter?
Tobias Voss: Wir werden wohl den Stand abbauen lassen, damit nicht noch weitere Kosten verursacht werden. Darum wird sich vor Ort das Goethe Institut kümmern. Die Kollegen werden die Bücher einsammeln und zwischenlagern. Unser wichtigstes Anliegen war jetzt erst einmal die Sicherheit unserer Mitarbeiterin. So etwas haben wir in der Form zuvor noch nicht erlebt. Wie unsicher die Lage momentan ist, hören wir täglich aus den Medien. Auch die Zukunft der Messe hängt von den weiteren Entwicklungen ab.

 

Interview: Sabrina Gab

 

Die Cairo International Book Fair (CIBF) ist die größte Publikumsmesse im arabischen Raum und auf dem afrikanischen Kontinent. Sie gilt als wichtiger Treffpunkt für Verleger, Autoren, Übersetzer und Buchhändler aus dem arabischen Raum. Darüber hinaus ist sie als reine Verkaufsmesse die wichtigste Absatzmöglichkeit für die ägyptischen Verlage. 2010 stellten 800 Verleger und Buchhändler aus insgesamt 31 Ländern in Kairo aus. Die Zahl der Messebesucher wurde auf 1,8 Millionen geschätzt.