Interview mit Berlin Story-Chef Wieland Giebel

"Es geht weiter, gar keine Frage"

3. Februar 2011
von Börsenblatt
Morgen eröffnet der Berliner Buchhändler Wieland Giebel, dessen Berlin Story seit heute insolvent ist, in der Mittelstraße 43 eine neue Buchhandlung. Der Umzug ist jedoch nur eine Übergangslösung, wie er in einem Kurzinterview mit boersenblatt.net darlegt:

Herr Giebel, ab wann hat sich die Schieflage bei der Berlin Story abgezeichnet?
Giebel:
Man muss da viele Faktoren differenziert nebeneinander betrachten: Die Umsätze haben sich nicht schlecht entwickelt, wir haben aber auch ordentlich in neue Projekte wie das Café und den Berlin Story Salon mit Theaterbetrieb investiert. Beim Salon hat sich der Umsatz von 70.000 Euro in 2009 auf 240.000 Euro in 2010 gesteigert, wir waren kurz davor, dass wir hinsichtlich der Kostendeckung im grünen Bereich waren. Aber seit 2009 haben die Touristenströme etwas nachgelassen, und auch der Pro-Kopf-Umsatz ging zurück. Gleichzeitig ist die Staffelmiete weiter gestiegen.

Und hat Sie in die Defensive gedrängt?
Giebel:
Finanziell stehen wir gar nicht so schlecht da, wir haben kaum Außenstände und beim Finanzamt sogar noch ein kleines Guthaben. Aber wenn Miete und Umsatz nicht mehr im richtigen Verhältnis stehen, wird es Zeit, die Reißleine zu ziehen.

Wie geht es nun weiter?
Giebel:
Es geht unverzüglich weiter. Wir sind gerade dabei, die Regale und Tische abzubauen und in der Mittelstraße 43 wieder aufzubauen. Da werde ich morgen einen neuen Laden unter dem Namen Buchhandlung Wieland Giebel eröffnen.

Vom Standort her eine Verschlechterung?
Giebel:
Unsere jetzige Lage Unter den Linden ist natürlich eine 1-A-Lage, die Mittelstraße ist eine Parallelstraße dazu und B-Lage, ja. Und für die Bücher werden mir statt der bisherigen 450 Quadratmeter nur noch 150 zur Verfügung stehen, aber es soll ja auch nur eine Übergangslösung sein.

Das heißt, Sie suchen größere Räume?
Giebel:
Ja, ideal wären 250 Quadratmeter in einer Lage, die wegen meiner Sortimentsausrichtung  für Touristen interessant ist. Wir haben bislang 50 Prozent fremdsprachige Besucher und 30 Prozent Stammkunden, der Rest ist Berliner Laufkundschaft. Und ich möchte natürlich auch alle Zielgruppen halten.

Wie viele Mitarbeiter werden Sie mitnehmen können?
Giebel:
Von meinen derzeit acht Vollzeitkräften möchte ich nach einer Startphase gerne die Hälfte übernehmen.

Sie haben ja auch noch den Berlin Story Verlag - ist er auch betroffen?
Giebel:
Nein, der Verlag ist von der Buchhandlung völlig getrennt und gar nicht betroffen. Nur der inhaltliche Schwerpunkt auf Berlin-Themen ist derselbe wie bei der Buchhandlung.