E-Book-Studie des Börsenvereins

"2011 erleben wir die Stunde Null des E-Books"

14. März 2011
von Börsenblatt
Drei Botschaften waren es, die Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, den Journalisten bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der E-Book-Studie des Börsenvereins auf den Weg gab: Der Markt entwickelt sich, der "Durchbruch beim E-Book ist da" – und das "Printbuch wird mittelfristig seine weit überragende Bedeutung bei der Nutzung durch den Leser" behalten.

"Die Stunde Null des E-Books erleben wir in diesem Jahr", sagte Skipis. Dies schlage sich noch nicht in der Umsatzrelevanz nieder, aber der Markt fange an, "Fuß zu fassen" und "sich zu formieren". Der Impuls für den E-Book-Markt gehe von den Lesegeräten und dem Titelangebot der Verlage aus, die seit zwei Jahren Vorsorge für das Geschäft getroffen hätten – auch durch Distributionsplattformen wie libreka!. Das "Prinzip Buch" werde durch diese "Umwälzung" aber nicht obsolet, sondern werde nur auf verschiedene Trägermedien verteilt. "Wir werden uns vom Buch nicht verabschieden, das ist unsere Kernkompetenz", unterstrich Skipis.

Für Börsenvereins-Schatzmeister Jürgen Horbach (KV & H) liefert die Studie erstmals eine "einigermaßen repräsentative statistische Grundlage" – über alle Größenklassen in der Branche hinweg. Interessant seien einzelne Befunde, etwa der für E-Books gezahlte Durchschnittspreis: Er liege mit 10,40 Euro höher als gemeinhin angenommen. Die 540.000 E-Book-Käufer, die das GfK-Buchmarktpanel im Rahmen der Studie ermittelt hat, sind überwiegend männlich und jünger – ganz anders als der klassische Buchhandelskunde, der in der Regel eine Kundin mittleren Alters ist.

Endkunden warten noch ab

Die Zahlen der Studie, so Horbach, spiegelten noch eine gewisse Zurückhaltung der Kunden wider. Nur zwei Prozent der Befragten äußerten, dass sie ausschließlich E-Books kaufen wollen. Die technischen und vertrieblichen Voraussetzungen seien Horbach zufolge geschaffen, die Nachfrage und damit die Kaufentscheidung beim Kunden müsse aber erst ausgelöst werden.

Treiber des E-Book-Markts seien klar die Verlage, aber auch größere Sortimente seien im Geschäft aktiv. Der geringe Anteil an belletristischen Titeln habe damit zu tun, dass die Möglichkeiten der Inhaltepräsentation (auch durch enhanced E-Books) noch nicht ausgeschöpft seien. Im Sortiment vollziehe sich die Entwicklung insgesamt "langsamer und moderater" als bei den Verlagen, sagte Horbach. Für die Entwicklung im klassischen Buchhandel sei die Beratungskompetenz der Schlüssel: "Das Sortiment muss den Kunden überzeugen, sonst bedient sich der Kunde woanders."

Gemeint sind damit die großen Aggregatoren: Apples iBookstore, die Plattformen der TK-Provider (Telekom, Vodafone), der Elektronikfachmärkte und anderer branchenfremder Anbieter. Horbach räumte ein, dass das klassische Sortiment im gesamten E-Book-Markt nicht mehr in jedem Fall die entscheidende Rolle spiele.

Umsatzprognose 2015: 16,2 Prozent

Hans Huck (KNV), Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein, gab zum Schluss einen Ausblick auf das künftige Geschäft mit elektronischen Publikationen. Bereits 2011 würden die Verlage im Schnitt 6,6 Prozent Umsatz mit E-Books erzielen. Bis 2015 könnte dieser Anteil auf 16,2 Prozent steigen. Diese Zahlen bezögen auch das E-Book-Geschäft der Wissenschaftsverlage (mit vielen institutionellen Kunden) mit ein.

Bei den Lesegeräten zeichne sich ein klarer Trend zu Tablet Computern ab. Allein auf der Consumer Electronics Show im Januar seien 80 Modelle zu sehen gewesen. Durch den verbesserten Dateistandard EPUB 3.0 werde sich zudem die Akzeptanz für E-Books allmählich verbessern.