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Messeauftakt mit der Leipziger Lesebühne Schkeuditzer Kreuz

17. März 2011
von Börsenblatt
Während die Leipziger Buchmesse gestern Abend im Großen Saal des Gewandhauses mit dem offiziellen Festakt eröffnet wurde, feierte die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz ihren eigenen Messeauftakt in der Wärmehalle Süd. Vor rund 80 Zuhörern präsentierten die sechs jungen "TextpilotInnnen" der Stammbesetzung zusammen mit zwei Gästen neue Texte und Lieder. Boersenblatt.net war dabei.

Ausgerüstet mit Fliegerhaube und Schutzbrille aus dem eigens mitgeführten Notfallkoffer thematisierte Kurt Mondaugen zunächst das Erdbeben in Japan. Bei allem skurillen Humor seiner Darbietung ließ er durchaus ernste Hintergedanken aufblitzen, so dass manchem Zuhörer das Lachen im Hals stecken blieb: So weit sind 9.000 Kilometer dann auch wieder nicht weg. Im Anschluss gab Hauke von Grimm mit seinem Text "Push the Button" Reflektionen über die Nöte einer unfreiwillig verzögerten Darmentleerung zum Besten. Sein Kommentar danach: "So was kommt immer an."

Franziska Wilhelm, einzige Frau im Ensemble, widmete sich dem 50. Jahrestag des "Rennsteiglieds" von Herbert Roth und den in Einzelheiten nicht unbedingt jugendfreien Assoziationen, die der Begriff "Waldsauna" auslösen kann – man muss wohl einigermaßen in der regionalen Kultur verwurzelt sein, um zu verstehen, worum es dabei wirklich geht.

Michael Schweßinger machte sich Gedanken über die Kultur der Empörung in Deutschland. Anlass dazu gab ihm der aktuelle Bestseller von Stéphane Hessel. Mithilfe einer Beamer-Projektion boten schließlich Julius Fischer und André Hermann eine Einführung in die abstrakte Kunst und berichteten von einem wilden Roadtrip zu einer Vernissage nach Berlin.

Obwohl die Veranstaltung im Programmheft von "Leipzig liest" angekündigt war, fanden nur wenige der bereits am Mittwoch angereisten Messegäste ihren Weg in die Wärmehalle Süd. Dennoch war die kleine Kulturkneipe mit rund 80 Leuten gerammelt voll. Bei drei Vierteln der Gäste handelte es sich allerdings um regelmäßige Besucher der Lesebühne, die seit drei Jahren die Wärmehalle einmal pro Monat bespielt. Sitzplätze waren Mangelware, dicht gedrängt standen die Zuhörer beieinander. Für Atemlosigkeit sorgte nicht nur das teilweise rasante Tempo der Textvorträge, sondern auch der Mangel an Sauerstoff am Veranstaltungsort, wo zudem vor Beginn der Lesungen und in der Pause auch noch kräftig geraucht wurde.

Mitinitiator Julius Fischer hat das Problem indes längst erkannt: "Wir suchen bereits nach einer größeren Location, in der mindestens 200 Leute Platz haben", sagte er gegenüber Boersenblatt.net.