Publishers’ Forum in Berlin

Aus dem Maschinenraum der Start-Ups

3. Mai 2011
von Börsenblatt
Innovative Publishing-Prozesse standen im Mittelpunkt der beiden Vorträge, die gestern den Abschluss des ersten Publisher’s Forum-Tags in Berlin bildeten. Beispiele lieferten ein deutsches und ein Schweizer Start-up, die zwar in ganz unterschiedlichen Segmenten des Marktes tätig sind, sich in ihrem onlineaffinen Denken aber doch sehr ähnelten.

Wie einfach aus einer Printpublikation ein interaktives Leseerlebnis werden kann, beschrieb Herbert Bay, Mitbegründer und CEO des Schweizer Unternehmens Kooaba. Man brauche dazu lediglich eine Printseite (als PDF), ein Handy und „kooaba Paperboy“. Hinter dem etwas verniedlichenden Namen verbirgt sich eine kostenlose Smartphone-App, die via Bilderkennungssoftware Printseiten erkennt und digitale Extras und Zusatzinfos wie Videos, Hörproben oder weitere Bilder liefert – wenn man das Handy auf das Printobjekt hält und ein Foto davon macht. So können zum Beispiel bereits die Leserinnen von „Betty Bossi“, der größten Kochzeitung der Schweiz, auf diese Weise Rezepte interaktiv nutze, sie speichern oder mit anderen teilen.

Der Verlag wiederum erhalte auf diese Weise zusätzliche Infos über das Leserinnenverhalten, etwa die Top-Liste der angeklickten Rezepte. „Daten, die dem Verlag helfen, die Inhalte zu optimieren“, so Bay. Auch Werbekunden könnten mittels der App „ganz normale Printwerbung zu einem interaktiven Erlebnis machen“.

Möglichkeiten Print und Online visuell zu verbinden, gebe es viele. Ganz neu sei zum Beispiel die “iAd-Interpretation“, mit der man Printwerbung aufs iPad bringen kann. Das Start-up hat noch viel vor. Als nächstes soll der deutsche Markt erobert werden, (Content)-Partner seien herzlich willkommen. Moderator Helmut von  Berg (Klopotek & Partner) war sehr angetan und sah in „Paperboy“ eine Möglichkeit, Print zu neuem Leben zu erwecken.

Aus dem Maschinenraum eines Online-Startups berichtete Jörn Dörnemann, Geschäftsführer epubli, der Print-on-Demand- und Self-Publishing-Plattform der Holtzbrinck-Gruppe. Da klassisches Controlling für Online zu langsam sei, wollte er den Zuhörern zeigen, welche Informationen im Web zur Verfügung stehen und wie genau Verlage ihr Onlinegeschäft dort steuern können. Im Blick hatte er vor allem das Webanalysetool Google Analytics. „Google Analytics bietet solch ein Schatz an Daten, dass es schon fahrlässig ist, sie nicht zu nutzen“, so der Geschäftsführer.

Ebenso überzeugt war er von „Wirb auf Facebook“ und führte vor, wie einfach und gezielt den rund 25.000 Schwedenkrimi-Fans im deutschen Facebook eine auf sie zugeschnittene Anzeige gezeigt werden kann. Seine Frage in die Teilnehmerrunde zeigte, dass Werbung auf Facebook bislang nur bei wenigen einen Posten im Marketing ausmacht. Wenn es nach Dörnemann geht, sollte sich dies schleunigst ändern.