Hatje-Cantz-Verkauf

Annette Kulenkampff: "Unsere Unternehmenskulturen passen gut zusammen"

4. Mai 2011
von Börsenblatt
Der Kunstbuchverlag aus Ostfildern dockt bei der Ganske-Verlagsgruppe in Hamburg an – und wird damit zum Schwesterverlag von Gräfe und Unzer und Hoffmann und Campe. Ein gutes Umfeld für die Kunst? Fragen an Hatje-Cantz-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff.

Die Ganske Gruppe hat sich gegen mehrere Interessenten durchgesetzt. Ihre Wunschlösung?

Kulenkampff: Ja, definitiv. Natürlich habe ich mir vorher ganz genau angeschaut, wie eigenständig die einzelnen Verlage unter dem Ganske-Dach agieren und wahrgenommen werden. Hatje Cantz muss Hatje Cantz bleiben, mit dem Standort in Stuttgart und seinem Team. Das war mir wichtig und das sichert uns die Ganske Gruppe zu. Für den Verlag ist der Verkauf an die Hamburger Verlagsgruppe ein sehr guter Schritt.

Zur Ganske-Gruppe gehören auch die beiden Kunstbuchversender Artservice und Frölich & Kaufmann. Ein Vorteil für Hatje Cantz?

Kulenkampff: Wir arbeiten ja schon lange gut mit Frölich & Kaufmann zusammen. Natürlich sind da noch intensivere Kooperationsmöglichkeiten denkbar. Im Detail haben wir darüber aber noch nicht gesprochen. Das gilt auch für die Ganske-Zeitschrift „A & W Architektur und Wohnen". Da ist ebenfalls vieles möglich.

Was macht Hatje Cantz für die Ganske-Gruppe attraktiv?

Kulenkampff: Ich denke, dass Verleger Thomas Ganske nicht nur ein strategisches, sondern auch ein ganz persönliches Interesse an unserem Verlag hat. Er sammelt Kunstbücher, hat Kunstgeschichte studiert. Und: Die Ganske-Töchter Gräfe und Unzer, Hoffmann und Campe sind Verlage, die eine besondere Qualitätsstrategie verfolgen. Da fügt sich Hatje Cantz ganz wunderbar ein. Vom Charakter der Programme, von der Kultur der Unternehmen passen wir gut zusammen, auch wenn die inhaltliche Ausrichtung ganz unterschiedlich ist.

Die Ganske-Gruppe ist auch beim Thema Digitalisierung experimentierfreudig, etwa mit der GU-Plattform kuechengoetter.de. Kann Hatje Cantz davon profitieren?

Kulenkampff: Das hoffen wir. Ich denke da zum Beispiel an unser Magazin „Kunstquartal", dem wir ja vor einem Jahr mit kq-daily auch ein Internetportal zur Seite gestellt haben. In der Ganske-Gruppe ist sicher mehr elektronische Kompetenz abrufbar als derzeit in unserem stark printgeprägten Verlag. Hier lässt sich noch vieles weiterdenken, weiterentwickeln.

Durch die Insolvenz der Mutterholding J. Fink hat Hatje Cantz bange Wochen hinter sich. Können Sie sich nun, nach Abschluss der Verkaufsverhandlungen, wieder ganz dem Tagesgeschäft zuwenden?

Kulenkampff: Ehrlich gesagt – bei uns ist das Tagesgeschäft ganz normal weitergelaufen. Die Arbeit im Verlag muss ja weitergehen. Wir haben vor einer Woche unsere Vertreterkonferenz gehabt und mehr als 100 Titel für den Herbst präsentiert, 2012 steht außerdem die documenta vor der Tür. Natürlich waren die vergangenen Wochen nicht einfach, aber alles hat ein glückliches Ende genommen. Das hoffen wir nun auch für unsere Kollegen von der Dr. Cantz'schen und der Fink Druckerei – hier laufen separate Verkaufsgespräche.