Kommentar

"Nicht kleinreden – weitermachen"

11. Mai 2011
von Börsenblatt
Die Berliner Autorenbuchhandlung verlässt den Verbund 5plus. Was der Zusammenarbeit im Weg steht? Und was der Fall für die Branche insgesamt bedeutet? Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Stefan Hauck.

Unverwechselbarkeit ist das Markenzeichen von kleinen, feinen literarischen Buchhandlungen. Sich abzuheben vom Üblichen ist ihre Stärke, deswegen kommen die Kunden just zu ihnen. In der ausgeprägten Individualität liegt aber zugleich eine Schwäche: Buchhändler tun sich nicht immer leicht, Gleichklang mit anderen zu erzeugen.
 
Nach zwei erfolgreichen Jahren haben nun Abstimmungsprobleme und mangelnde Identifikation mit dem Kundenmagazin »5plus« dazu geführt, dass die Berliner Autorenbuchhandlung den Verbund 5plus verlässt. Schade, aber auch nachvollziehbar: Es hat nicht gepasst.

Nicht wenige Buchhändler haben in den vergangenen Jahren versucht, literarische Sortimentskollegen zur Kooperation zu bewegen – vergeblich. Immerhin: 5plus war mit der Außendarstellung in den letzten zwei Jahren sehr präsent; ein Erfolg, der nicht kleingeredet werden darf, nur weil nun einer von Bord geht. Der entschlossene Wille, weiterzumachen, ist jedenfalls da. Und auch der Vorsatz, aus Erfahrungen zu lernen.

Eine Erkenntnis bei 5plus ist, dass man klare Vereinbarungen treffen muss. "Auch wenn wir bislang als Freunde zusammengekommen sind, brauchen wir wohl doch ein Regelwerk für die Zusammenarbeit", meint jedenfalls 5plus-Buchhändler Michael Lemling.

So viele Spielregeln wie nötig, so viel Freiheit für den einzelnen Sortimenter wie möglich: Der Balanceakt zwischen Gleichklang und Uniformität muss immer wieder von Neuem geübt werden. Es lohnt sich: Denn mehrere kluge Köpfe arbeiten in jedem Fall kreativer als einer – und wirtschaftlicher obendrein.