Kommentar von Torsten Casimir

Mit Musik geht alles besser

5. August 2011
von Börsenblatt
Noten? Im Sortiment ist das keine gelernte Warengruppe. Dabei passen Musik und Buch wunderbar zusammen. "Verwandtschaften soll man nicht leugnen, sondern leben", meint Torsten Casimir.

Grass war in jungen Jahren ein guter Schlagzeuger, besser als Matzerath. Ortheil hatte die Begabung zu einem ordentlichen Pianisten, wie später die Helden seiner Bücher. Wer schreibt, der musiziert auch. Der Satz stimmt oft. Andererseits: "Wer musiziert, der liest", sagt Andreas Pawlenka vom Musikauslieferer mds. Stimmt wohl nicht minder häufig. Warum aber nehmen Buchhändler nur so selten Noten in ihr Sortiment?

Verwandtschaften soll man nicht leugnen, sondern leben. Musik und Buch passen gut zusammen. Das gilt auch in händlerischem Sinn. Das stationäre Sortiment muss nur seine angestammten Rollen im jeweiligen lokalen Umfeld ein wenig weiter fassen. Seit eh und je müht es sich als Buchbeschaffer ab, etwa im saisonalen Schulbuchgeschäft. Nun gibt es vor Ort nicht nur Schulen. Es gibt Chöre, Musikvereine, Konservatorien, eine rege hausmusikalische Szene. Dieser Betrieb erzeugt – und zwar ganzjährig! – Bedarf an Noten und Musikalien aller Art. Vielerorts fehlt ein Fachhandel, der die Nachfrage bedienen könnte. Deshalb wenden sich die Kunden an Versanddienste oder direkt an die Verlage. Dass ihr Buchhändler ihnen helfen könnte, haben sie nie vermuten gelernt.

Es wäre kein Hexenwerk für den Handel, hier nachzubessern. Traut euch! Dazu ermuntern Fachleute wie der frühere Schott-Geschäftsführer Michael Petry seit Jahren das Sortiment. Es gibt Auslieferer wie Umbreit, die zu schnellen Beschaffungen in der Lage sind. Es gibt Informanten, die sich auf die spezifischen Fragen des Buchhandels eingestellt haben. Und es gibt keinen Grund zu glauben, das Geschäft­ mit Noten sei eine zu schwierige, ferne Sache. Im Gegenteil: So viel Affinität ist selten.