Kommentar von Stefan Hauck

Anstiftung zum Buch

18. August 2011
von Börsenblatt
Lesen ist eine einsame Angelegenheit. Aber jeder Literaturbegeisterte weiß, wie schön es ist, sich über Bücher auszutauschen. Stefan Hauck über die Renaissance von Lesekreisen.
"Ach, hast du das auch gelesen? Und?" Neugierig werden übereinstimmende wie unterschiedliche Entdeckungen abgeglichen, und zunehmend scheinen sich Menschen dazu in einem Lese­kreis zusammenzuschließen. Verlage wie btb und Berlin Verlag haben den Trend erkannt und bieten schon zu bestimmten Büchern­ vertiefende Zusatzmaterialien für Lesekreise an.

Buchhändler sollten die Bewegung ebenfalls nutzen: Gibt es treuere Kunden als Lesekreise, denen sie regelmäßig im Dutzend Lektüren offerieren können? Einige Sortimente veröffentlichen Termine der Lesekreise samt zu besprechendem Buch auf ihrer Website: Nicht abwarten, bis sich etwas entwickelt, sondern aktiv auf Lesekreise zugehen, selbst die Gründung eines Zirkels initiieren, ob bei der VHS, in Kirchengemeinden oder in privaten Zusammenschlüssen – das ist die Devise. Und ihnen aktuelle Lesestoffe zum Diskutieren anbieten! Ist der Buchhändler der Fachmann oder nicht? Will er seine Kompetenz zeigen oder verstecken?

Viel zu wenig wird auch die Chance genutzt, die Buchhandlungen mit jugendlichen Leseclubs haben können. Macht Arbeit, sicher. Aber auch Spaß. Und die Jugendlichen, die sich die Köpfe über einen Roman heiß­reden – das sind die Leser von morgen. Und landen vielleicht mal in einem Lesezirkel: "Und? Wie hast du das Buch gefunden?" Solche Neugier ist auch für Buchhändler was Schönes.