boersenblatt.net-Umfrage

Könemann + Libri: Ist das die richtige Formel für die Zukunft?

11. Oktober 2011
von Börsenblatt
Weniger Volumen bei gleichen Fixkosten: Das Hagener Barsortiment Könemann zieht die Reißleine – und gründet 2012 ein Joint Venture mit dem Zwischenbuchhändler Libri. Was Wettbewerber, Kunden und Verlage davon halten? 

Oliver Voerster, Geschäftsführer von KNV


"Unsere These vom Mai dieses Jahres, dass es in Zukunft im Wesentlichen nur noch vier Verlagsauslieferungen geben wird, wurde in der Presse intensiv diskutiert. Dass es dann nicht mehr vier Barsortimente geben wird, ist wohl allen klar. Unsere aktualisierte Formel heißt nun: 4 + 2.

Die Auswirkungen der extremen Marktkonzentration durch Filialisten im stationären Sortiment, die wachsende Bedeutung von Einkaufsgenossenschaften und das Wachstum von wenigen großen E-Commerce-Playern lassen in einem seit Jahren immer umkämpfteren Markt keinen ausreichenden Lebensraum mehr für kleine Barsortimente. Wir wissen sehr gut, was es bedeutet, eine umfassende Infrastruktur aufrecht zu erhalten, von Bestell- und Warenwirtschaftssystemen, einem Vertriebsnetz zur Betreuung und Beratung von Buchhandlungen, die Weiterentwicklung von Datenbank und Titelangebot in neue Warengruppen und Nonbooks, das Fulfilment für E-Commerce-Kunden, der Aufbau von Funktionen und Strukturen für e-Content, der Aufbau eines POD-Druckzentrums inklusive logistischer Vernetzung bis zum Bücherwagendienst. Ein kleines Barsortiment kann dieses Leistungsspektrum nicht bieten, das heute aber von den Kunden zum Überleben eingefordert wird.

Filialisten erwarten eine Leistungsfähigkeit, die den gesamten deutschsprachigen Raum bedienen kann, E-Commerce-Unternehmen erwarten ein Warenangebot weit jenseits von einer halben Million Artikel und die Konditionsanforderungen aller Barsortimentskunden setzen Skaleneffekte voraus, die ein kleines Barsortiment nicht erreichen kann.

Die Entscheidung von Könemann, sich unter ein großes Dach zu begeben, ist überfällig, logisch und nachvollziehbar."

 

 

Clemens Birk, Geschäftsführer von Umbreit 


"Könemann und Libri arbeiten schon lange zusammen – dass sie jetzt ein Joint Venture gründen, überrascht mich nicht. Für uns ist die Lage aber völlig anders: Wir bedienen sowohl  kleinere Buchhandlungen als auch Filialisten, sind seit vielen Jahren bundesweit unterwegs und genauso leistungsfähig wie die beiden großen Barsortimente KNV und Libri."

 

 

Ute Hentschel, Buchhandlung Hentschel, Burscheid

"Mein Kundenbetreuer hat gesagt, dass sich bei den Konditionen und beim Service für uns nichts ändern wird. Sorgen mache ich mir aber trotzdem: Ich habe mich wegen des guten Service bewusst für Könemann und gegen Libri entschieden – und sehe sonst keine Alternativen."

 

 

Hildegund Laaff, Lengfeld'sche Buchhandlung, Köln

"Wir arbeiten seit Jahren mit Könemann zusammensammen und sind sehr zufrieden. Das ist neben KV unser zweites Standbein. Ich würde es sehr bedauern, wenn es Könemann nicht mehr geben würde, verstehe aber auch, dass die Kosten für Logistik sehr hoch sind."

 

 

Reinhold Joppich, Vertriebsleiter bei Kiepenheuer & Witsch

"Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Könemann ist für uns ein wichtiger Partner – ich hätte mir gewünscht, dass das Unternehmen eigenständig bleibt. Andererseits: Die Konzentration unter den Barsortimenten ist sicher noch nicht zu Ende. Bündeln und schnell liefern können mittler-
weile auch Verlagsauslieferungen ganz gut."