Die Sonntagsfrage

Wie sehen Sie den Dialog zwischen Kunst und Buch?

23. Oktober 2011
von Börsenblatt
Die Düsseldorfer Künstlerin Yvonne van Acht hat die neue Künstleredition des "Großen Brockhaus in einem Band" gestaltet. Auf Umschlag und Schuber ist ihr Werk "Zeitgeist der Philosophen" abgebildet. Wir haben die Künstlerin gefragt, wie Sie den Dialog zwischen Kunstwerk und Nachschlagewerk inszeniert hat.

»In meinem Bild "Zeitgeist der Philosophen", das auf dem Buchcover abgebildet ist, verwende ich unterschiedliche Elemente, um einen Prozess der Inspiration zu veranschaulichen, der mittels vorhandenen Wissens und durch ein stetes sich Weiterbilden zu eigenständigen, neuen Erkenntnissen und Sichtweisen führen kann. In diesem Bild wandeln Platon und Aristoteles auf Baumrollen, die symbolisch ihr gesamtes Lebenswerk repräsentieren, in luftigen Höhen über Wolken, auf denen viele Pusteblumen wachsen. Sie stoßen sie dabei an, so dass ihre Samenschirmchen in die Welt fliegen. Auf diesen Pusteblumen stehen die Namen von vielen bedeutenden, nach ihnen folgenden Philosophen.

So gelangt das Wissen von einem zum nächsten, inspiriert, hinterfragt und entwickelt sich im Lichte des jeweiligen Zeitgeistes weiter, von Epoche zu Epoche bis ins Heute. Die hier zugrunde liegende Idee, das "Wissen in die Welt zu tragen", schlägt damit eine Brücke zum "Großen Brockhaus in einem Band", dessen Absicht es ist, fundiertes, umfassendes sowie faktisches Wissen den Menschen zugänglich zu machen. In diesem Kontext finden sich Bild und Buch nicht nur zu einem Dialog ein, sondern bilden in ihrer Botschaft eine fundamentale Einheit.

Allgemein betrachtet gehen Bücher und Kunst kategorisch eigenständige Wege, bis sie sich in einem unvermeidbaren Dialog wieder einfinden, weil sie sich gegenseitig nicht nur inspirieren, sondern auch erschaffen. Denn Kunst und Buch eröffnen gleichermaßen eine gewisse Auseinandersetzung, sobald man sich mit ihnen befasst. Sie verknüpfen sich häufig thematisch, da sie von Menschen für den Menschen gemacht werden. Die Sichtweise und das Verständnis des sich Einlassenden auf das jeweilige Thema, das ein Buch und ein Kunstwerk gleichermaßen vermitteln kann, sind hierfür maßgeblich.

Die Malerei sowie selbst verfasste Texte sind von mir verwendete Ausdrucksmittel für das Sichtbarmachen meiner Ideen und Gedanken zu einem Thema. So verstehe ich auch die Synthese aus Cover und Inhalt zum "Großen Brockhaus in einem Band", weil die bildhaft dargestellten Elemente meiner Arbeit sich hier sinnbildlich mit dem Zweck des wichtigen und traditionellen Lexikons verbinden und beide die gleiche Aussage finden, nämlich vorhandenes Wissen den Antwort suchenden Menschen zu vermitteln, um Wachstum möglich zu machen und somit zu den Erkenntnissen von Morgen zu gelangen.«