ZIelgruppe Mann

"Buchhändler sollten einen Anker auswerfen"

18. November 2011
von Börsenblatt
Der Verlag Delius Klasing ist seit 100 Jahren Spezialist für luxuriöse Männerthemen. Vernachlässigt die Branche die Zielgruppe Mann? Antworten von Verleger Konrad Delius.

Wassersport, Autos, Motorräder prägen bis heute das Programm bei Delius Klasing. Haben sich die Vorlieben Ihrer vorwiegend männlichen Zielgruppe in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Oder bleiben Männer ihren Freizeitvergnügen, ihren Liebhaberstücken, ihren Vorstellungen von Luxus treu?

Delius: Die Vorlieben unserer Zielgruppen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten im Kern nicht signifikant verändert. Im Mittelpunkt steht immer die Leidenschaft für das Besondere. Dabei ist Luxus ein zeitloses Thema. In unseren Themenfeldern setzen wir immer wieder neue Trends und stellen uns damit auf die anspruchsvollen Bedürfnisse unserer Zielgruppen ein, denen wir mit hochwertigen Büchern gerecht werden.

Bildbände wie "Porsche pur" kosten 75 Euro. Geben Männer mehr Geld aus als Frauen, wenn es um ihre Träume geht?

Delius: Das können wir nicht beurteilen. Wir wissen aber, dass besondere Autobücher wie der Band „Porsche Pur" von einer Einzigartigkeit geprägt sind, die einen höheren Ladenpreis rechtfertigen..

Gibt es eine "Schmerzgrenze" beim Preis? Oder muss nur die Gegenleistung stimmen?

Delius: Unsere Kunden erwarten von unseren Büchern ein hohes Maß an Qualität und sind bereit, dafür auch einen entsprechenden Preis zu zahlen. Im Mittelpunkt steht auch hier wieder die Leidenschaft für das Besondere.

Die Tische im Buchhandel sind bepackt mit "frauenaffinen" Themen. Vernachlässigt die Branche die Zielgruppe Mann?

Delius: Wir bieten mit unseren Themenfeldern einzigartige Erlebniswelten, die sich im Buch-handel beispielsweise in Form von Events inszenieren lassen. Das Sortiment sollte im Special-Interest-Bereich ruhig mutiger in Richtung eines Erlebnischarakters im Handel denken. Wir sind der Meinung, dass der stationäre Buchhandel auf diese Weise – auch im Wettbewerb mit alternativen Vertriebswegen – einen Anker werfen und auch die männliche Kundschaft langfristig an sich binden kann.

Ihre Edition Delius hat mit Blumen- und Gartenbüchern durchaus auch feminen Touch. Führt an den Frauen einfach kein Weg vorbei?

Delius: Wir freuen uns, dass wir mit unseren hochwertigen Bänden aus der „Edition Delius" im Gartenbuchbereich erfolgreich Akzente setzen. Mit den Büchern in diesem Segment bedienen wir die Bedürfnisse aller Gartenliebhaber, denn auch viele Männer haben in den vergangenen Jahren das Thema Garten für sich entdeckt.

Was sind Ihre Bestseller aus 100 Jahren?

Delius: Zu den Bestsellern des Verlages zählt – unter anderem - das Buch „Seemannschaft – Handbuch für den Yachtsport". Das Buch ist 1929 erstmals erschienen und legte nicht nur das inhaltliche Fundament für die Zukunft des Verlages als führender Wassersportverlag Europas, sondern lieferte auch das Startkapital nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Standardwerk für jeden engagierten Wassersportler ist in unserem Jubiläumsjahr komplett überarbeitet worden und liegt seit Anfang 2011 in der 29. Auflage vor. Von dem Werk wurden bis heute mehr als 300 000 Exemplare verkauft.

Zeitschriften, Kalender, DVDs, Bücher, E-Books: Wie wichtig ist der Medienmix für den Markterfolg als unabhängiger Verlag?

Delius: Wir setzen weiterhin auf den Ausbau unseres Buch- und Magazin-Portfolios. Gleichzeitig arbeiten wir daran, neue Produkte auf digitaler Ebene zu etablieren. Unsere Zielgruppen verlangen nach einem Angebot, dass Print und digitale Medien miteinander verbindet. Diese Strategie werden wir konsequent fortsetzen.

Sie bieten mittlerweile viele E-Book-Titel an, vom Bildband bis zum Textbuch. Sind Männer offener für digitale Bücher? Tragen E-Books schon nennenswert zum Umsatz bei oder sind sie auch bei Ihnen noch eine Investition in die Zukunft?

Delius: Wir beobachten die Entwicklung sehr aufmerksam und bieten bereits mehr als fünfzig Titel als E-Books an. Auch wenn derzeit die Absätze noch keine nennenswerte Rolle spielen, sind wir überzeugt, dass wir mit dem Ausbau des Angebots eine Investition in die Zukunft leisten.

Delius Klasing ist ein Special Interest-Verlag. Kann es auch gefährlich sein, sein Programm zu sehr auf einen Themenkreis zu verengen? Wo sehen Sie neue Themenfelder für Ihren Verlag?

Delius: Seit der Gründung unseres Verlages durch meinen Großvater Konrad Delius und dessen Schwiegervater Johannes Klasing im Jahr 1911 setzt unser Verlag konsequent auf die Kontinuität in der Spezialisierung. Die Themenbereiche Wassersport, Automobil und auch das Fahrrad bilden seit den Anfangsjahren das Kerngeschäft und die Säulen unseres Unternehmens. Heute ist Delius Klasing einer der führenden Special-Interest-Verlag in Europa. Die Themen Hobby und Freizeit werden bei unseren Zielgruppen weiterhin eine große Rolle spielen. Wir werden auch in Zukunft in diesen Bereichen Trends setzen und damit die Interessen unserer Zielgruppen abdecken.

Wie wichtig ist für Sie die Präsenz auf Messen wie der Düsseldorfer "Boot"?

Delius: Die „Boot Düsseldorf" ist als größte Wassersportmesse der Welt für uns ein wichtiger Kommunikationstreffpunkt. Hier kommen wir mit unseren Zielgruppen direkt in Kontakt und treffen die Experten der Szene. Nicht wenige Buchideen entstehen auf den verschiedenen Messen, die sich mit den Kernthemen unseres Verlags beschäftigen.

Delius Klasing Verlag:

Das Buchprogramm des Delius Klasing Verlags umfasst im Jubiläumsjahr mehr als 1000 lieferbare Titel, davon 120 Novitäten. Darüber hinaus gibt das Medienhaus 15 eigene Magazine sowie verschiedene Sonderhefte heraus und organisiert sieben Sportevents. An den Standorten Bielefeld, Hamburg und München arbeiten 218 Mitarbeiter für das Familienunternehmen, das in vierter Generation von Konrad Delius geführt wird. Im Jahr 2010 hat der Verlag einen Umsatz in Höhe von 46,5 Millionen Euro erzielt.

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