Der Schlossherr würdigte de Bruyn als einen „Dichter der intensiven Erinnerung“, der auch in 40 Jahren DDR-Geschichte „nie ein Staatskünstler geworden“ sei. „Unverbiegbar und unverbogen“ habe dieser Autor zwei deutsche Diktaturen durchgestanden.
Von solcher Art unkorrumpierbarem Eigensinn war im anschließenden literarisch-musikalischen Programm einiges zu hören und zu spüren – ein umfangreiches schriftstellerisches Werk quasi in Short Cuts. De Bruyns Verlegerin Monika Schoeller, deren Haus ja ebenfalls am Ende eines Jubiläumsjahres steht (125 Jahre S. Fischer) las zunächst aus einem noch nicht veröffentlichten Manuskript, das 2012 erscheinen soll: „Gräfin Elisa“.
Die Theaterschauspielerin Maren Eggert, einem breiten Publikum als Psychologin Frieda Jung aus dem Kieler „Tatort“ in bester Erinnerung, trug aus „Die Zeit der schweren Not“ (2010) einen Text vor, dessen zugrunde liegendes Geschehen zuletzt zahlreichen Versuchen der Enträtselung ausgesetzt war: Tod am Wannsee – das Ende Heinrich von Kleists und seiner Freundin Henriette Vogel am 21. November 1811.
Der große Schauspieler Burghart Klaußner hatte einen Abschnitt aus de Bruyns zweitem Teil der Autobiographie mitgebracht („Vierzig Jahre“, 1996), der sich mit dem 13. August 1961, dem Beginn des Berliner Mauerbaus befasst. Damals ereignete sich die „Wandlung des Alptraums in Realität“, wie es im Text heißt, und daraus hervor ging die Frage, wie ein Mensch freien Geistes als Eingesperrter überhaupt leben kann.