Kindermedienseminar in München

Noch wenig Umsatz mit E-Kinderbüchern

25. November 2011
von Börsenblatt
Die Konzentration auf Bestseller verstärkt sich durch das E-Book, befand dtv-Marketing- und Vertriebsleiter Rudolf Frankl gestern beim Kindermedienseminar der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) und der Akademie des Deutschen Buchhandels.
„Wir haben früh mit digitalen Sachbüchern angefangen – und fast schon wieder damit aufgehört“, erläuterte Rudolf Frankl, der über Erfolge und Misserfolge nicht nur von Kinder-E-Books bei dtv sprach. Frankl stellte sich in dem im Anschluss an den Kindermedienkongress stattfindenden Seminar als Repräsentant des Publikums vor und schilderte die schon zahlreichen Aufs und Apps der kurzen Historie digitaler Bücher. Sein erstes Fazit: E-Belletristik macht mit Abstand den größten, das E-Kinderbuch (noch) den kleinsten Umsatz aus. Dabei sorgen die ersten drei Toptitel (von Jussi Adler-Olsen) für über 47 Prozent des gesamten E-Book-Umsatzes bei dtv. „Die Konzentration auf Bestseller verstärkt sich durch das E-Book“, so Frankl. Er appellierte, die Backlist im Auge zu behalten, auf die bei der Einführung von E-Books große Hoffnungen ruhten.
 
Zwei Drittel des Umsatzes der E-Books bei dtv wird zurzeit über Amazon und Apple iBook-Store realisiert. „Daran wird sich in nächster Zukunft wohl nichts ändern“, sagte Frankl und ging auf den problematischen Aspekt der möglichen Abhängigkeit von Monopolisten ein, betonte andererseits die Vorteile, u.a. die (bislang) unkomplizierte und angenehme Zusammenarbeit mit wenigen wichtigen Handelspartnern. Im Gesamtjahr 2011 werde der E-Book-Umsatz bei dtv etwa ein Prozent vom Gesamtumsatz, etwa 620.000 Euro ausmachen, erklärte Frankl und meinte mit Blick auf das Sortiment: „Die Leute gehen dahin, wo sie sowieso schon sind.“ Er konstatierte, dass der stationäre Buchhandel oft zu viel Energie in den Versuch investiere, E-Books zu verkaufen, und dass bei der zunehmenden Zahl lieferbarer digitaler Texte intelligente Such- und Animationssysteme fehlten. Darin sah Frankl eine wesentliche Herausforderung für das Sortiment: Auch in der digitalen Bücherwelt sei die Kernkompetenz des Buchhandels gefragt – die Sortier- und Beratungsfunktion.