Arabische Literaturtage in Frankfurt

"Schritt aus der Nische für besondere Interessen"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die litprom will ihre Arbeit stärker in die Öffentlichkeit tragen. Die Arabischen Literaturtage im Frankfurter Literaturhaus (20. und 21. Januar) werden zeigen, ob auch nachhaltig Akzente gesetzt werden können.
Seit rund 30 Jahren setzt sich die litprom, Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika mit Sitz in Frankfurt dafür ein, Literatur aus dem Rest der Welt bei uns bekannt zu machen. Hauptaufgaben sind dabei die Information und Übersetzungsförderung. Nach rund 600 geförderten Übersetzungsprojekten, unter denen die arabische Literatur überproportional stark vertreten ist, wagt der Verein sich nun an ein engagiertes Großprojekt: Auf den "Arabischen Literaturtagen" werden viele bekannte und unbekannte arabische Autoren zu Gast sein, unter Ihnen Friedenspreisträger Boualem Sansal, die Ägypterin Mansura Eseddin und Abbas Khider (Irak).

"Förderung alleine reicht nicht", erklärte Anita Djafari, litprom-Geschäftsleiterin, das Anliegen. Die durch den Verein geförderte Literatur finde weniger Beachtung als verdient. Statt wie in den Jahren zuvor eine Tagung "im geschlossenen Kreis" zu veranstalten, habe man sich darum entschlossen, den "Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen" und Marketing in Sachen Weltliteratur zu betreiben. Die Nische für besondere Interessen wolle man verlassen. "Wir wollen im Betrieb nicht die Exotenrolle spielen", so Djafari, die Arbeit der litprom soll bekannter gemacht werden. Der Arabische Frühling habe sich als Thema geradezu aufgedrängt: "Es war klar, dass wir in irgendeiner Form reagieren mussten", so Djafari gegenüber den Journalisten auf der heutigen Pressekonferenz im Literaturhaus. "Der Intimcharakter der Begegnung", wie er in den bisherigen Tagungen geherrscht habe, solle erhalten bleiben, gleichzeitig wolle man die Öffentlichkeit ansprechen und einladen.  Man habe ein "üppiges Programm" zusammengestellt, als Schwerpunkt habe sich während der Vorbereitungen, die seit Mai laufen, "naturwüchsig" Ägypten herausgebildet. Mehrfach betont Djafari, dass fast alle der angefragten Autoren, Übersetzer und Literaturkritiker sofort zugesagt hätten: "Wir mussten irgendwann einen Schlussstrich ziehen".

Stephan Milich, der Kurator der Veranstaltung und promovierter Islamwissenschaftler, stellte das Programm vor:

  • Es wird mehrere Werkstattgespräche mit arabischen und deutschen Autoren zu verschiedenen Themen geben
  • Es finden Podiumsdiskussionen und Lesungen statt: Eines der Themen ist am Freitagabend die Rolle der Frau
  • Zwei irakische Exilautoren sollen eine "Diasporaperspektive" einbringen
  • Drei Arte-Filmvorführungen soll es Lesekabinett geben ("Syrien Undercover", Interview mit al Aswani, "Goodbye, Mubarak")
  • Während der beiden Tage wird im Obergeschoss die Graphic Novel "Metro" von Magdy El-Shafee ausgestellt
  • Ein Hip-Hop Konzert des ägyptischen Rappers Deeb bildet den Abschluss der Literaturtage

"Wir haben versucht, die Bandbreite vieler Länder und viele Schreibweisen von engagiert bis distanziert abzubilden", so Milich. Er selbst verspricht sich von den Literaturtagen die Möglichkeit zur Netzwerkbildung für die Autoren und einen regen Austausch mit den deutschen Autoren (unter anderem Thomas Lehr). Milich bedauerte, dass keine Autoren aus Marokko, Libyen, Palästina oder dem Jemen anreisen würden.

Der Vorverkauf, so war von Djafari zu hören, sei bereits sehr erfreulich angelaufen. 100 Kombitickets habe man bereits verkauft und rechne damit, dass die Nachfrage weiter steige: "Es würde mich schon sehr wundern, wenn nicht alle Veranstaltungen restlos ausgebucht wären."

Juergen Boos, Direktor der Buchmesse, brach eine Lanze für die Arbeit der litprom und freute sich bekanntgeben zu können, dass die Buchmesse in Kairo stattfinden werde. Nächsten Montag wird das Volksfest beginnen, nach zwei Tagen Messebetrieb wird es zwei Tage Pause geben - aufgrund zu erwartender Proteste, dann werde die Messe für zwei Tage weitere Tage fortgesetzt.

Das Programm finden Sie hier, jedoch mit folgenden Änderungen:  Der ägyptische Autor Alaa al-Aswani kann nicht teilnehmen, stattdessen gibt es die oben erwähnte dritte ARTE-Filmvorführung am 21. Januar von 13 bis 13.45 Uhr im Lesekabinett des Literaturhauses. Dort wird ein aktuelles Interview mit al-Aswani gezeigt.