Gemeinsames Digitalisierungsprojekt

Connection Wien – München

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Österreichische Nationalbibliothek in Wien und die Bayerische Staatsbibliothek in München wollen in wenigen Tagen einen Kooperationsvertrag zur Digitalisierung von rund 1,6 Millionen rechtefreien Werken abschließen. Als Partner für die Digitalisierung wird Google fungieren.

Der Kooperationsvertrag soll den beiden Bibliotheken zufolge am 1. Februar von den beiden Generaldirektoren Johanna Rachinger und Rolf Griebel in Wien unterzeichnet werden. Im Rahmen des Projekts sollen rund 1,6 Millionen rechtefreie Werke in Zusammenarbeit mit Google digitalisiert werden.

Der Kooperationsvertrag sieht vor, dass die beiden Häuser in Zukunft noch enger strategisch zusammenarbeiten, sich etwa bei wichtigen Themen wie der Digitalisierung abstimmen. Beim Bestandsaufbau, Ausstellungen, der Erschließung des kulturellen Erbes und der wissenschaftlichen Forschung wollen sie der Mitteilung zufolge ebenso kooperieren wie bei europäischen und internationalen Projekten, etwa der virtuellen Bibliothek "Europeana".

In diesen Zusammenhang passt ein Beitrag der "Süddeutschen Zeitung" (27. Januar), der sich mit Digitalisierungsprojekten an Bibliotheken befasst. Zitiert wird darin Dennis Schultz (Google Germany) mit der Aussage, dass fast 90 Prozent der deutschen Beiträge zur "Europeana" aus der Bayerischen Staatsbibliothek stammen. Letztere kooperiert seit 2007 zur Digitalisierung ihrer urheberrechtsfreien Bestände mit Google. Aber: Die "Europeana" war ursprünglich als Gegengewicht zu den Google-Aktivitäten gestartet worden.

Bundestag beschließt "Digitalisierungsoffensive"

Die "Deutsche Digitale Bibliothek" (DDB) ist der nationale Beitrag zur "Europeana", die Kulturgüter aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Union weltweit zugänglich machen will. Seit Sommer 2007 arbeitet hierzulande ein Kompetenznetzwerk mit Vertretern aus Bund, Ländern und Kommunen an der Umsetzung der DDB (die rund 30.000 Kultureinrichtungen vernetzen soll) – Ende 2011 hat Fraunhofer IAIS die erste technische Ausbaustufe abgeschlossen. Die Freischaltung im Internet ist für dieses Jahr vorgesehen. Rechtlich gelöst werden muss allerdings noch der Umgang mit sogenannten verwaisten Werken, bei denen die Urheber nicht zu ermitteln sind.

Am 26. Januar hat der Bundestag nun den Antrag "Digitalisierungsoffensive für unser kulturelles Erbe beginnen" der Regierungsparteien beschlossen. Bereits seit 2011 werde die DDB vom Bund und den Ländern mit je 1,3 Millionen Euro jährlich gefördert, so die CDU/CSU-Bundestagsfraktion in ihrer Mitteilung zum Beschluss. Und die Deutsche Forschungsgemeinschaft steure jährlich rund zehn Millionen Euro für die Digitalisierung von Bibliotheksbeständen bei. Der jetzt beschlossen Antrag sieht unter anderem vor, "verstärkte Kooperationen mit privaten Partnern" zu suchen, um das Projekt in zeitlich überschaubarem Rahmen finanziell stemmen zu können.