Interview mit dem Kabarettisten Tilman Birr

"Das ist mein Traumberuf"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Tilman Birr wollte schon als Kind Kabarettist werden. Jetzt hat er es auch in den Buchmarkt geschafft: Im März erscheint sein Buch "On se left you see se Siegessäule" bei Manhattan. boersenblatt.net hat Tilmann Birr im Frankfurter Klabunt getroffen – dort wurde die Hörfassung aufgenommen, die der Hörverlag ins Programm nimmt. 
Sind Sie noch aufgeregt vor solchen Auftritten?
Schon. Heute geht es ja auch um die Aufzeichnung für das Hörbuch, das heißt die Publikumsreaktionen müssen stimmen.

Welches sind denn die richtigen Reaktionen?
Das Publikum muss laut sein, man muss hören können, dass die Leute Spaß haben.

Erzählen Sie von Ihren Anfängen.
Meine Wurzeln liegen in der Frankfurter Lesebühnen-Szene. Da bin ich seit fast 10 Jahren dabei.  Seit ein paar Jahren sind wir mit relativ festem Ensemble regelmäßig im Ponyhof in Sachsenhausen zu hören.

Haben Sie damit Erfolg?
Ja, wir sind fast immer ausgebucht. In den Ponyhof passen etwa 80 Leute.

Können Sie davon leben?
Von der Lesebühne natürlich nicht, das ist ein Herzensprojekt. Seit 2009 bin ich ja mit meinem Kabarett-Programm unterwegs, und da sieht die Sache anders aus. Buch und Hörbuch kommen jetzt noch obendrauf.

Schriftsteller, Comedian, Kabarettist? Welche Berufsbezeichnung bevorzugen Sie?
Kabarettist – in Ermangelung einer besseren Bezeichnung. Viele denken bei Kabarettist ja an Politik, und das trifft es bei mir nicht so ganz. Andererseits haben meine Geschichten einen Anfang und ein Ende, das ist bei Comedy anders.

Kabarettist. Werden Sie das jetzt bis zur Rente bleiben?
Das ist jedenfalls mein Traumberuf, ich glaube, ich wollte schon als Kind Kabarettist werden. Trotzdem habe ich erstmal Geschichte studiert .

Man braucht ein bisschen Mut für Ihren Karriereweg, oder?
Sicher. Außerdem ist es harte Arbeit. Besonders die Fahrerei ist unglaublich anstrengend.  Andererseits – was hätte ich mit meinem Geschichtsstudium groß angefangen?

Unterwegs sein ist die eine Seite, vorher müssen Sie aber Texte zu Papier bringen.
Als klar war, dass das Buch realisiert wird, habe ich mir eine Auszeit  genommen und drei Monate lang intensiv geschrieben – in der Bibliothek, um jegliche Ablenkung zu vermeiden. Der laufende Schreibbetrieb muss so zwischendurch passieren. 

Woran haben Sie gemerkt, dass Sie reif für ein Buch sind?
Das lief über eine Agentur, Eggers & Landwehr in Berlin. 

Fragen: Sabine Schwietert

ZUR PERSON

Tilman Birr, Jahrgang 1980, ist Lesebühnenautor und Poetry Slammer. Seine Lesebühne in Frankfurt gründete er 2002, sie heißt "Die Lesebühne Ihres Vertrauens". In Berlin liest er bei den Lesebühnen "Samstagsshow" und "Neuköllner Lesegala". "Das war hier früher alles Feld" heißt sein erstes Soloprogramm, für das er im Dezember 2008 den Münchner "Kabarett Kaktus" erhielt. "On se left you see se Siegessäule" erscheint im März parallel als Buch (Manhattan) und Hörbuch (Hörverlag). Birr lebt, wenn er nicht unterwegs ist, in Berlin.