Murmann Verlag revitalisiert "Kursbuch"

"Begegnungsstätte vieler Stimmen"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Nach vier Jahren Pause erscheint heute das erste neue Kursbuch. Neue verlegerische Heimat der Kulturzeitschrift ist der Murmann Verlag. Drei Fragen an Verleger Sven Murmann, der programmatisch das neue Kursbuch mitverantwortet.

Vier Jahre sind keine Kursbücher erschienen. Nun lässt Ihr Verlag das Kulturmagazin wieder aufleben. Was steckt dahinter?
Wir hatten schon länger den Plan, ein Periodikum dieser Art mit Sachtexten und Meinungen zwischen 15 bis 20 Seiten zu publizieren. Es ist auch ein Weg für den Verlag, Autorinnen und Autoren zu gewinnen. Darüberhinaus möchten wir auch einen Diskurs der Interdisziplinarität mit dem Kursbuch in Gang setzen. Wissenschaftler, Autoren und Künstler stellen mit Mehrwert für den Leser aus ihren verschiedenen Blickwinkeln Bezüge zu einem Thema her.

Das Kursbuch ist durch viele Hände gegangen. Wie optimistisch sind Sie, dass es bei Ihnen erfolgreich und dauerhaft eine neue Heimat findet?
Ich bin sehr optimistisch, sonst hätte ich diese Entscheidung nicht getroffen. Die Situation gestaltet sich heute so, dass die Öffentlichkeit sehr stark durch Meinungsvielfalt und eine regelrechte Informationsflut geprägt ist.  Durch ein Medium wie das Kursbuch, das selektiert, werden Qualitätststandards gesetzt und Differerinzierungsaspekte in das Gespräch über die Gesellschaft eingeführt, nach denen viele Menschen suchen. Die Oberflächlichkeit vieler Medien wird nicht mehr ertragen.

Welche Veränderungen wird es im neuen Kursbuch geben?
Dreimal im Jahr wird das Kursbuch mit einem Umfang von rund 200 Seiten erscheinen. Für mich ist es wichtig, dass es als gedrucktes Heft erscheint. Daneben wird es auch eine E-Book-Version geben. Die Einzelbeiträge werden wir als E-Singles dem Leser zugänglich machen. Das neue Kursbuch ist intellektuell und programmatisch geprägt von Multiperspektivität. Es ist ein Forum und Begegnungsstätte vieler Stimmen, die auf ein Thema bezogen sind: Aktuell, im Heft 170, lautet das Thema "Krisen lieben". Heft 171 steht programmatisch unter dem Titel "Optimieren".

Fragen: Kai Mühleck

Hintergrund
Das Kursbuch wurde 1965 von Hans Magnus Enzensberger und Karl Markus Michel herausgegeben. 169 Ausgaben sind erschienen, zunächst im Suhrkamp Verlag, dann im Verlag Klaus Wagenbach, im Rotbuch Verlag und zuletzt im Verlag der "ZEIT", die das Projekt 2008 einstellte. Nach vier Jahren Pause ist die einstige APO-Zeitschrift mit dem Münchner Soziologen Armin Nassehi als Herausgeber  heute wieder erschienen – die Ausgabe Nummer 170 widmet sich dem Thema Krisen. Verlegt wird das neue Kursbuch im Murmann Verlag.

Sven Murmann, geboren 1967, ist Verleger und geschäftsführender Gesellschafter des Murmann Verlags sowie seit Beginn 2012 des Wachholtz Verlages. Er studierte Philosophie und Politische Wissenschaften in München, Cambridge (USA) und Zürich.