Cebit 2012

Neue Technik, neues Lesen, neuer Markt?

11. März 2012
von Regine Meyer-Arlt
E-Reader, Social Reading, digitales Marketing: Aussteller und Besucher der Cebit interessieren sich nicht nur für Technik, sondern auch fürs Lesen. Bei der Cebit C3 Conference rückte das Thema am vergangenen Freitag sogar in den Mittelpunkt.

Ein Reader sei nichts anderes als eine Bibliothek, also ein Aufbewahrungsort für Bücher, sagte Digitalverlegerin Christiane Frohmann (Eriginals Berlin). Sie rief in Erinnerung, wie viele Umbrüche die Geschichte des Buches von der Steintafel über den Buchdruck bis zum E-Book bestimmten und leitete damit das Thema E-Publishing ein, das am Freitag den Medienkongress „Cebit C3 Conference“ auf der Computermesse beherrschte.

Erstmalig konferierten auf der Cebit in diesem Rahmen Contentproduzenten und Technologieanbieter miteinander. Frankfurt Sparks, die digitale Ideenplattform der Frankfurter Buchmesse, wirkte an drei Veranstaltungen mit.

Zuversichtlich in die Zukunft

Die Frage, ob wir Deutschen „auf dem Weg zur E-Reading Nation“ (so der Titel einer Diskussionsrunde) seien, beantworteten die Diskutanten dabei erwartungsgemäß positiv. Schließlich kamen alle aus dem E-Publishing-Geschäft. „Wir glauben, dass das E-Book die Zukunft des Lesens ist“ - so zuversichtlich zeigte sich Jan F. Wielpütz, Cheflektor bei Bastei Entertainment.

Bücher im Netz platzieren

Eine solche Einschätzung ist ganz im Sinne von Verlagsdienstleistern wie Bookwire und Readbox, die sich auf Herstellung und Vertrieb von E-Books spezialisiert haben. Deren Geschäftsführer Jens Klingelhöfer (Bookwire) und Ralf Biesemeier (Readbox) warben auf dem Podium vor allem für professionelles Marketing: Bücher im Netz so zu platzieren, dass die Zielgruppe sie findet, und dafür zu sorgen, dass virtuelle Buchläden sie möglichst gut präsentieren, sei in dem Geschäft äußerst wichtig.

Dass bei allem die Gefahr der Piraterie nicht zu unterschätzen ist – auch das war Thema in Hannover. MVB-Geschäftsführer und libreka!-Chef Ronald Schild empfahl, trotz aller Risiken nicht überzureagieren. Schild: „Verlage sollten sich nicht mit Piraterie auseinandersetzen, sondern ihre Angebote so attraktiv gestalten, dass der Kunde gern dafür zahlt.“

Wenn aber das Urheberrecht nur bedingt zur Finanzierung von multimedialen Inhalten taugt, sind neue Finanzierungskonzepte gefragt. Holger Volland von der Frankfurter Buchmesse hatte zuvor in seinem Zukunftsszenario des Publizierens mögliche Quellen genannt: Werbung, Online-Pay-Modelle, Sponsoring und ähnliches.

Geld verdienen mit sozialen Medien

Auch soziale Lesenetzwerke suchen nach einträglichen Geschäftsmodellen. Lovelybooks etwa, das Social-Reading-Portal von Holtzbrinck, finanziert sich durch Marketingdienste für Verlage – ähnlich wie der Community-Verlag Epidu, bei dem Leser bestimmen, welches Buch veröffentlicht wird.

Mit Bezahlfunktionen will der neue Service Quote.fm Einnahmen erzielen. Das Portal ist ein soziales Netzwerk für Textzitate. In der von Börsenvereins-Mitarbeiter Alexander Vieß geleiteten Debatte „Der virtuelle Leseclub – Zukunft Social Reading?“ wurde nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Anbieter hinterfragt, sondern auch die Rolle traditioneller Verlage und Buchhandlungen.

Leseclubs im Buchhandel

„Verlage müssen sich als Vermarktungseinheiten für Content verstehen“, plädierte Marketingberater Gerhard Schröder; „die Vermarktung umfasst dann nicht nur Bücher, sondern auch CDs, Spiele, Filme und mehr.“ Das stationäre Sortiment hingegen dürfe sich nicht mehr auf den klassischen Buchverkauf beschränken, so Marcel Koch von Lovelybooks: „Nach dem Vorbild von Buchhandlungen in den USA könnten sie Lesergruppen zum Diskutieren zu sich einladen.“ Leseclubs werden also offenbar wieder modern, auch offline.

Auf dem Weg zur „E-Reading Nation“ jedenfalls sind die Genießer erotischer Literatur ganz vorn. „Erotik ist eines der bestverkauften Genres im E-Book-Markt“, stellte Ralf Biesemeier von Readbox fest. Der Vorteil bei der E-Book-Lektüre: Sie bleibt der Umwelt verborgen.