Prototype

"Wie muss ein innovativer Workflow im Medienwandel aussehen?"

14. März 2012
von Börsenblatt
Am Freitag startet auf der Leipziger Buchmesse die Innovationsplattform Prototype von Forum Zukunft und AKEP. Boersenblatt.net stellt Branchenvertretern jede Woche eine Frage zu Aspekten der Innovation. Heute antwortet Harald Henzler auf die Frage, wie ein innovativer Workflow gestaltet werden muss, um den Herausforderungen des Medienwandels gewachsen zu sein.  

Wie so oft in stürmischen Zeiten lohnt ein Blick auf Grundsätzliches: Wer ist mein Kunde, was will er wirklich und wie sieht mein Produkt für ihn aus? Erst wenn das klar ist, lassen sich daraus die Workflows ableiten.

Der Wunsch nach so klaren Abläufen wie zu Zeiten der reinen Printproduktion ist verständlich. Aber die technologischen Veränderungen sind so rasant und umfassend, dass es wenig Sinn macht, sich nur daran zu halten. Vor zwei Jahren hat niemand das Tablet als Trägermedium im Blick gehabt. Vor zwei Monaten hat niemand iBooks Author als Softwaretool berücksichtigen können – und ebensowenig die jetzt sprießenden Angebote von Amazon, Adobe, Quark und anderen zur Erstellung von "enhanced" E-Books aus den verschiedensten Formaten heraus. Niemand kann aus rein technologischer Sicht einen Workflow skizzieren, der sagt, wie man in zwei Jahren Erfolg am Markt haben kann.

Deshalb muss man Kundenbedürfnis, Produkt- oder Lösungsangebot und die technologischen Plattformen zusammen denken, die richtige Strategie entwickeln und diese dann bei Bedarf wieder schnell anpassen können.

Das wird wiederum nur gelingen, wenn man alle Mitarbeiter einbindet. Sonst kann man nicht flexibel und schnell genug auf die Änderungen im Markt durch die Apples, Googles und Amazons der Welt reagieren. Nur mal nebenbei auch ein paar E-Books produzieren, weil die Umsätze jetzt lediglich im einstelligen Bereich liegen, wird wohl nicht ausreichen. Außer man stellt sich langfristig auf eine deutliche Reduzierung des Umsatzes (und dann auch der Mitarbeiter) ein, weil man eh keine großen Erwartungen an das digitale Geschäft hat.

Wer aber darin eine Chance sieht, muss wohl oder übel so etwas wie "Change Management" angehen, das heißt, mit allen Mitarbeitern überlegen, womit man in zwei Jahren sein Geld verdienen will, und wer dann was macht. Denn es ist auch klar, dass man ein anderes Know-how aufbauen muss und manche liebgewonnenen Tätigkeiten nicht mehr mit dem Einsatz machen darf, weil sie einfach weniger Erlöse bringen.

Medienhäuser wie Haufe, Springer und andere haben bei Fachinformationen marktbedingt schon vor Jahren zeigen müssen, wie es gehen kann. Die zahlreichen Start-ups in der Belletristik zeigen, dass auf der grünen Wiese sehr wohl ganz andere Geschäftsmodelle und Antworten möglich sind.

 

Harald Henzler hat bei Carl Hanser und Haufe als Produktmanager, Verlagsleiter und Geschäftsführer gearbeitet und den Wandel vom Verlag für Loseblattwerke zum Medienhaus mit zahlreichen digitalen Produkten und Services gestaltet. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der smart digits GmbH, die digitale Strategien für Firmen, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und Verlage entwickelt und begleitet.