Deutscher Hörbuchpreis

Hörbuchpreise feierlich vergeben

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Deutsche Hörbuchpreis wurde am Mittwochabend in Köln vergeben. Einen Preis für sein Lebenswerk erhielt Christian Brückner, ein Abenteuerbuch wurde als populärstes Kinderhörbuch ausgezeichnet. Max Florian Kühlem berichtet für boersenblatt.net von der Gala.

Der Deutsche Hörbuchpreis feierte Jubiläum. Zum zehnten Mal wurde er am Mittwoch in Köln verliehen. Wie immer mit einer glanzvollen Gala im WDR Sendesaal und zum ersten Mal mit einem Sonderpreis für das Lebenswerk. Er ging an Christian Brückner, der ein Paradebeispiel dafür ist, wie sehr sich eine besondere Stimme im kollektiven Bewusstsein verankern kann.

"Christian Brückner wirft den Schulkatechismus des korrekten Lesens über Bord", lobte WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz die ganz eigene Art des Sprechers, den jeder als Synchronstimme Robert de Niros kennt. Mit seiner latent heiseren Stimme hat er außerdem in unzähligen Hörspielen mitgewirkt – das erste Mal 1956, mit 13 Jahren.

Auch Sven Regener hält nichts vom "korrekten" Lesen. Der Autor und Sänger der Band Element Of Crime erhielt den Hörbuchpreis als Bester Interpret für die Hörbuch gewordenen Internet-Blogs "Meine Jahre mit Hamburg-Heiner" und las eine Passage daraus mit seiner unnachahmlich schnoddrigen und krächzenden Vortrags-Performance.

36 Stunden Heiner Müller

Jegliche Angst vor dem unperfekten Vortrags-Stil hat Kristin Schulz über Bord geworfen, die 36 Stunden Tondokumente des Dramatikers Heiner Müller herausgegeben hat. Dafür bekam sie den Hörbuchpreis in der Kategorie Beste Information. Ein Beispiel an Müllers Art, Texte herunterzuleiern, wollte sich eigentlich der Schauspieler Josef Bierbichler nehmen. Es kam anders: Weil er seinen sprachmächtigen Debütroman "Mittelreich" äußerst vital hörbar machte, bekam er den Preis Hörbuch des Jahres 2011 der hr2-Hörbuchbestenliste.

Damit die gut aufgelegten, kulturbeflissenen Moderatoren Katty Salié und Dieter Moor auch einmal Oscar-Verleihung spielen dürfen, werden am Abend traditionell die Publikumspreise HörKules und HÖRkulino vergeben, deren Träger bis zur Gala geheim bleiben. Den Erwachsenen-Preis nahm Johannes Steck für "Verwesung" von Simon Beckett entgegen.

Für das populärste Kinderhörbuch wurde Rufus Beck geehrt. Er hatte Theresia Singers Abenteuerbuch "Professor Grzimek" eingelesen und wirbelte die Verleihung für einen kurzen Moment ordentlich durcheinander. Weil er peinlichen Fragen wie "Wie machen Sie das?" aus dem Weg gehen wollte, sprach er lieber über die Gebärden der Aufnahmeleiterin.

Doch auch von solchen anarchischen Momenten lebt die Verleihung des Deutschen Hörbuchpreises, die in zehn Jahren einen festen Platz in der deutschen Medienlandschaft eingenommen hat.